Zwischen neoliberalen Zumutungen und sozialarbeiterischer Fachlichkeit – widerständige Praxis (ASH Berlin 2013)

Vortrag  ASH Berlin 2013

Gliederung

  • Neoliberale Zumutungen
  • Was ist sozialarbeiterische Fachlichkeit
  • Widerständigkeit und Politische Soziale Arbeit allgemein
  • Politische Bedeutung der Fachlichkeit
  • Widerstand in der Praxis ist möglich
  • Was kann politische Soziale Arbeit erreichen

Die Mehrheit der heutigen SozialarbeiterInnen nimmt die neoliberalen Zumutungen nicht zur Kenntnis

 

  • Hält die heutige Sozialarbeit für normal und richtig
  • Kennt keine andere und hat auch kein professionelles Verständnis für das, was Soziale Arbeit ist
  • Hält die wirtschaftlichen und politischen sowie die ideologischen Neuerungen für modern, für eine Art Zug der Zeit, ein Naturgesetz, das nicht veränderbar ist
    • Deshalb ist für sie Kritik an dem Bestehenden nicht möglich: Kritik geht nur da, wo es sich um veränderbare Tatbestände handelt, die von Menschen gemacht sind und von ihren auch wieder verändert werden können.
    • Deshalb verhalten sie sich still und angepasst, fühlen sich ohnmächtig und können sich Lösungen nur im subjektiven Bereich, am besten bei sich selbst suchen und finden.

 

Welcher Art sind die Zumutungen

 Definition der Transformation

Umkremplung des Non-Profit Bereiches Soziale Arbeit in einen Sozialmarkt mit allen erdenklichen Marktgesetzen und den Folgen für die Fachlichkeit, die dadurch entsteht, dass man Menschen wie Waren behandelt und außerdem – nicht etwa nur aus ökonomischen Gründen – manche Menschen als wertlos abstempelt.

Hierfür sind zwei verbundene Prozesse verantwortlich:

  • Die Ökonomisierung
  • Der aktivierende Staat

Folgen der Neoliberalisierung

  • Wir haben es zu tun mit einem nicht enden wollenden Sparkurs
    • Nicht effizient?
    • Zu teuer
    • Nicht nötig, nicht sinnvoll
    • durch Effizienz bessere Qualität
    • Der wichtigste Auftrag für Sozialarbeitende ist das Kostensparen

 

  • Die Folge sind verschlechterte Arbeitsbedingungen
  • es fehlt an Personal
    (eingespart, mehr Klienten, Fälle schwieriger, komplexer)
  • an hinreichend Zeitkontingenten
  • es bleibt der formale Rest:
    satt und sauber:
    hier verwaltet, kontrolliert und angeschoben

 

  • Eine sozialpädagogische Fachlichkeit ist nicht mehr wirklich gefragt.
    • schlechte Bezahlung
    • prekäre Arbeitsbedingungen
    • Nicht-fachliche Kräfte im Einsatz
  • fehlt die ausreichende Finanzierung,
    • Grundaufgaben nicht abgesichert (Sponsering, Fundraising).
    • neues Finanzierungsmodell: keine Kontinuität, Zu knappe Kalkulationen, zu knappe Budgets,
      Kostenkonkurrenz

Soziale Einrichtungen werden wirtschaftliche Unternehmen, neue Neue Steuerung

  • nicht mehr non profit
  • Konkurrenz mit Gewinnorientierten Unternehmen
  • Zwang zu Unternehmerischem Verhalten (Mitarbeiter, Billigprodukt)

 

Verbetriebswirtschaftlichung des Denkens und der Sprache

Das betriebswirtschaftliche Denken, das die Soziale Arbeit zunehmend steuert, verpasst dabei die Kernelemente sozialpädagogischen Handelns wie etwa die Partizipation, die Koproduktion und die Kommunikation.

Das hat zur Folge:

  • Soziale‚Arbeit ist nicht so primitiv messbar
  • Fachfremde Definition fachlicher Aspekte
  • Fachfremde Zielorientierung und Erfolgsdefinition
  • Die sozialpädagogischen Begriff werden mit bwl Inhalten gefüllt

neues leitendes Menschenbild

Darüber hinaus beschert uns der aktivierende Sozialstaat ein: Ziel ist es oft nur noch, die Menschen für diese Gesellschaft funktionstüchtig zu machen bzw. die Funktionsuntüchtigen auszusieben und zu verwalten, damit man an sie keine Investitionen verschwendet.

  • Es entsteht eine Zwei-Klassen-Soziale-Arbeit, die Menschen unterschiedlich behandelt, je nachdem wie Erfolg versprechend die Investition ist.
  • Soziale Arbeit wird im diesem Kontext immer mehr zur ordnungspolitische Instanz
  • Druck und Sanktionen
  • Keine Motivierung
  • An die Stelle von Rechtsansprüchen der Klientel tritt heute die Barmherzigkeit mit ihnen. (Rückfall in eine gesellschaftliche Phase vor der Aufklärung)

Entfernt sich von den eigentlichen sozialpädagogischen Möglichkeiten

Sozialarbeit wird reduziert auf ein reines Erziehungsprojekt. Probleme werden nur im Individuum gesehen.  Gesellschaftliche Problemlagen spielen keine Rolle mehr.
Es geht nur noch um Verhaltenstraining.

 

  • Klassen von Soz A
    • Es gibt zunehmend nicht nur zwei Klassen von KlientInnen, sondern auch zwei oder drei Klassen von Sozialarbeitenden
    • Innendienst; Neuorganisationsdebatte, Entscheidung über Hilfen und §27

 

Durch diese Entwicklungen und Folgen ist die Fachlichkeit der Sozialen Arbeit massiv bedroht und zum Teil schon ausgehebelt, entstellt und verunmöglicht

 

 

 

 

 

Was ist sozialarbeiterische Fachlichkeit

 Was bedeutet Fachlichkeit in der Sozialen Arbeit

  • Professionalität

Professionen sind (neben anderen Merkmalen) solche Berufe, die nicht einfach durch Anlernen angeeignet werden können.

Sie setzten die Fähigkeit voraus, auch in unklaren und unbestimmten Situationen fachlich qualifiziert zu handeln und erfordern damit selbständiges fachliches Denken und Entscheiden.

  • Fähigkeit professionell zu handeln und sich professionell zu verhalten
    Mit dem Begriff und der Profession Soziale Arbeit sind ethische, fachliche und auch politische Positionen und konzeptionelle Konstrukte verbunden.

Professionelle SozialarbeiterInnen sind selbstständig denkende Fachkräfte.

Der Anspruch auf Professionalität auf Autonomie wird von der neoliberalen Politik massiv behindert und geleugnet.

 

  • Fachliche Kernelemente

Nach Hans Thiersch ist Soziale Arbeit eine Einheit, d.h., bestimmte fachliche Orientierungen, Grundlagen und Kernelemente der Sozialen Arbeit sind in allen Praxisfeldern gleichermaßen relevant. Das wird heute oft übersehen oder auch geleugnet. Dadurch gelingt es, die Soziale Arbeit auseinander zu dividieren und aus ihr nur mehr einen Sammelbegriff für soziale Dienstleistungen zu machen.

Die Profession Soziale Arbeit umfasst in ihrem Selbstverständnis bestimmte Kernelemente, die für sie zentral und essentiell und damit unverzichtbar sind. D.h.:

  • Subjektorientierung, Respekt vor der Klientel, Parteilichkeit, ethische Momente, Orientierung auf den Menschen und nicht auf seine Funktionalität
  • Kooperation, aktive, interaktive Rolle der Klientel, Aushandlung
  • Kommunikation als Aktionsmedium, Beziehungsarbeit, Verständigung, Empathie und Akzeptanz,
  • Sicht des Individuum im gesellschaftlichen Kontext, persönlich erlebte Probleme sind oft gesellschaftlichen Ursprungs

Eine fachlich gute  Soziale Arbeit muss aus professioneller Sicht unabdingbar genau diese Kernelemente aufweisen.

  • Menschen- und Gesellschaftsbild der Sozialen Arbeit im fachlichen Verständnis

Konstituierend für die Soziale Arbeit sind vor allem ihr humanistisches Menschenbild, ihre Parteilichkeit für die Gruppe der sozial Benachteiligten und ihre lebensweltliche, sozialwissenschaftliche Sicht des Verhältnisses von Individuum und Gesellschaft.

 

Das Menschenbild beinhaltet unabdingbar das Prinzip der Subjektorientierung.

  • Handlungsorientierung

Konstituierend für die professionelle Soziale Arbeit sind außerdem ihre Handlungsorientierungen, die dem ethischen und fachlichen Kodex entsprechen und aus ihnen abgeleitet sind. Ich beschränke mich hier auf zwei wesentliche Orientierungen des Handelns in der professionellen Sozialen Arbeit.

  • Prinzip der Methodenoffenheit
  • Ergebnis offen.

Rückblick auf die Zumutungen:
Wo und wie wird Fachlichkeit behindert? (
Fachlichkeit und Folgen der Neuen Steuerung), s.o.

  • Aberkennung des Professionscharakter
  • Kleinschrumpfung der Sozialen Arbeit (JA, HzE
  • Fachlichkeit wird von außen definiert
  • Verbetriebswirtschaftlichung und Folgen, fremde Sprache erfasst nicht den Kern
  • Zeitkontingente unzureichend (für Fälle, Dauer)
  • Vorgabe des Ziels und der Methoden
  • Erfolgszwang nach BWL Vorstellung
  • Menschenbild des aktivierenden Staates (Creaming, Kontrolle, ineffektive Menschen, Sanktionen, Autoritäre Vorgaben, Nützlichkeitskonzept, Würde der Klientel)

Widerständigkeit und Politische Soziale Arbeit

Es stellt sich zunächst die Frage, ob und warum Soziale Arbeit überhaupt politisch selbstständig tätig sein kann.

Als Teil der offiziellen Sozialpolitik könnte man meinen, sie sei nur und ausschließlich in der Lage, die Menschen an die Vorstellungen des Systems anzupassen.

Selbstverständnis und Aufgabe der Sozialen Arbeit und ihre politsche Wirksamkeit

  • Aufgabe der Sozialen Arbeit.

Die professionelle Soziale Arbeit, etwa nach der internationalen Definition oder die lebensweltorientierte nach Thiersch oder die Menschenrechtsprofession nach Staub-Bernasconi, versteht sich nach wie vor – und ganz bewusst – als eine Antwort auf die alte und neue „Soziale Frage des Kapitalismus“. Ihre Aufgabe bezieht sich demnach  auf die  gesellschaftlichen Verwerfungen, auf die gesellschaftlich bedingten Problemlagen von Menschen, also darauf, die größten Kollateralschäden zu lindern oder auch zu verhindern (vgl. Böhnisch). Es geht darum, Menschen, insbesondere sozial benachteiligte Menschen, dabei zu unterstützen, dass sie in dieser Gesellschaft (wieder) ein Leben in Würde und Selbstbestimmung leben können und teilhaben können am materiellen und kulturellen Reichtum dieser Gesellschaft.

Soziale Arbeit hat demnach ein zwiespältiges Mandat:

  • Sie ist als Teil der jeweiligen Sozialpolitik immer abhängig vom gegenwärtigen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen wie politischen System und von dort her mit der Aufgabe betraut, die gesellschaftlich bedingten Problemlagen so aufzufangen und zu kompensieren, dass der soziale Friede nicht gefährdet wird.
  • Sie ist aber gerade im Rahmen der Erfüllung dieser Aufgabe gezwungen, auf die Lebenswelten und Biografien der Menschen verstehend und unterstützend einzugehen. Kaum ein Beruf deshalb vermittelt so umfassend und so direkt Kenntnisse von und Einsichten in die Nöte von Menschen dieses Gesellschaftssystems und ist damit – zumindest potentiell -, wie Mollenhauer sagte, so geeignet, als Kritikerin des Kapitalismus zu wirken.
    Wenn sie ihren KlientInnen helfen will, unter den gegebenen Verhältnissen ihre Würde und ein würdevolles Leben zu erhalten, steht sie also gleichzeitig neben und trotz ihres systemischen Mandat notwendig parteilich auf Seiten ihrer KlientInnen.

 Anpassung und Politisierung

Soziale Arbeit ist also  einerseits eine Instanz, die das gesellschaftliche System stabilisieren hilft, aber gleichzeitig ist sie auch eine politische Kraft, die mit Blick auf die gesellschaftlich induzierten Problemlagen von Menschen im kapitalistischen Gesellschaftssystem eine kritische Sicht auf die gesellschaftlichen Verhältnisse entwickelt (vgl. z.B. Böhnisch et al. 2005, S. 103), die politisch aktiv werden und die Menschen befähigen kann, sich gegen das System und seine Zumutungen zur Wehr zu setzten.

  • Anpassung
  • Parteilichkeit für die Sozial Benachteiligten

 Ebenen politischen Widerstandes und politischer Wirksamkeit

Natürlich gibt es sehr unterschiedliche Ebenen und Wege, politisch zu handeln. Natürlich kann ein Sozialarbeiter, der täglich 8 bis 10 Stunden harte Arbeit in der ambulanten Psychiatrie, im ASD, in der Familienhilfe oder der mobilen Jugendarbeit macht, nicht gleichzeitig ehrenamtliche BürgermeisterIn werden oder im Wahlkampfreisen unternehmen. Nicht gemeint
Aber sie kann auch in ihrem Berufsalltag politisch handeln, sie kann sich in ihrer Freizeit politisch engagieren und auch organisieren

 

  • Öffentlichkeitsarbeit
  • Einmischen in den gesellschaftlichen Diskurs
  • Bündnisse mit anderen
  • Am Arbeitsplatz

Auf all diesen Ebenen kann sie im Kleinen wie im Großen tätig werden.

Ein gemeinsames, organisiertes Vorgehen ist auf allen Ebenen sinnvoll und letztlich notwendig.

 

 

Ist der Ruf nach professioneller Fachlichkeit allein schon eine politische Forderung und ist fachliches Handeln dann also schon politisch?

 

Politische Bedeutung der Fachlichkeit  dazu 4 Thesen:

  • Oft wird gesagt, dass die Hilfe, die die Soziale Arbeit leiste, per se Anpassung bedeute und von daher einer politischen Bewegung in den Rücken falle. Das läuft darauf hinaus, dass für die Frage der Parteilichkeit die Fachlichkeit völlig irrelevant sei. Das halte ich für falsch.
  • Es wäre wahrhaftig kein politischer und schon gar kein ethischer Akt, Menschen, die vom Gesellschaftssystem im Stich gelassen werden, nun auch unsererseits hängen zu lassen. Den Menschen wirklich Hilfe zu leisten ist keine revolutionäre Tat, aber zumindest eine humanistische – und das ist in einem System, das mit Humanismus nichts mehr zu tun haben will, fast allein schon ein politischer Akt.
  • Andererseits:
    Sind wir allein schon dadurch parteilich, dass wir versuchen, unsere Arbeit für die Betroffenen trotz aller widrigen Bedingungen und Zumutungen möglichst gut machen? So mancher gibt sich große Mühe, auch unter den gegenwärtigen Gegebenheiten, gute Arbeit zu leisten. Das ist ehrenvoll und zeugt von hohem Engagement. Das kann aber nicht heißen: ‚Das Beste draus machen und damit ist die Sache erledigt‘.
  • Die Forderung nach besseren Arbeitsbedingungen ergibt sich also nicht nur aus der prekären Arbeitssituation der KollegInnen, sie ist vor allem begründet mit der Parteilichkeit für die Menschen, die eine professionelle Hilfe und Unterstützung brauchen und die nicht vertröstet, verschaukelt oder mit halben Sachen abgespeist und letztlich alleine gelassen werden dürfen.

 

Widerständige Praxis und politische Soziale Arbeit

 

  • Machtverhältnisse und Strategien – und mitten drin die Fachkräfte selbst

Wir haben es heute nicht mehr mit einer Gefahr der neoliberalen Besetzung unserer Profession zu tun, sondern müssen von der Tatsache ausgehen, dass diese Besetzung bereits seit einiger Zeit fast flächendecken besteht. Es geht also darum, diese Besatzungsmacht los zu werden, ihre Interessen zu entlarven und ihre Dysfunktionalität im fachlichen Sinne nachzuweisen.
Und es geht darum, unser eigenes fachliches Denken wieder von den neoliberalen Begriffen und Vorstellungen zu befreien, an die auch wir uns gewöhnt haben.

  • Schwierige Situation für Widerstand
    • Das Problem ist tatsächlich, dass viele Akteure die neue Soziale Arbeit als alternativlos sehen und auch in PraktikerInnen wie die WissenschaftlerInnen die neoliberalen Strukturen für normal, selbstverständlich um nicht zu sagen „natürlich“
      Das heißt, auch da, wo Soziale ArbeiterInnen unter den oben beschriebenen Folgen leiden, selbst da, wo ihnen bewusst ist, worunter sie leiden, selbst dort herrscht weitgehend Anpassung, Resignation und Stillhalten vor.
      Viele haben keine Sicht auf die gesellschaftlichen und politischen Ursachen, keine Chance etwas zu verändern – es sei denn an sich selbst.
    • Ein anderes Problem ist, dass viele KollegInnen Angst haben vor Arbeitsplatzverlust, Mobbing, Konflikten . Angst,
    • Eingegrenztheit im Arbeitsvollzug, alleine, erschöpft, ohnmächtig,

 

  • Strategien und Irrwege

Dennoch gibt es eine ganze Menge Leute, die bereit sind, sich für Veränderungen aktiv einzusetzen.
Allerdings bestehen hier mitunter Illusionen über die möglichen Wege dahin:

  1. Fachleute informieren, mit ihnen reden, Einvernehmen über gegenseitige Verständigung anstreben – täuscht über Machtverhältnisse und faktische Regeln hinweg
  1. Lobbyarbeit, die für sich gewinnen die die Macht und Verantwortung haben
    • Gefahr ist, das sich die Akteure für eine Veränderung der Bedingungen der Sozialen Arbeit sich bei der Politik und Verwaltung anzubiedern und an ihr Verständnis zu appellieren, in in den politisch relevanten Kreisen verirren, vereinnahmt werden oder mit Anerkennung und Machtzuwachs gekauft werden können und damit – vielleicht ohne dass sie es merken- die Seite in der Auseinandersetzung zu wechseln.

 Deutliche fachliche  Argumentation ist geeignet, unsere Anliegen voranzutreiben, sei es im alltäglichen Berufsleben oder bei den Budgetverhandlungen, bei Tarifverhandlungen oder in öffentlichen Diskussionen mit Trägern, Jugendämtern, Jugendhilfeausschüssen oder Parlamenten.
Sie haben außerdem den großen Vorteil, dass unsere Argumente dabei bekannt werden, entwickelt und begründet werden können und damit öffentlich in der Diskussion stehen.

  • Auch diese Versuche haben da ihre Grenzen, wo das Gegenüber sich auf unsere Argumente nicht mehr einlässt und es dann auch keine Möglichkeit gibt, sie mit Druck durchzusetzen.

Will man aber diesen Druck erzeugen, so braucht man dreierlei:

  • Gemeinsam handeln (generell, Möglichkeiten für gemeinsames Handeln auch im beruflichen Kontext und im Kontext Arbeitsplatz)
    nicht sinnloser Einzelkampf, absichern, Partner suchen, aber mutiger sein
    Teilnehmen an einer aktiven, qualifizierten Gruppe von SozialarbeiterInnen, die gemeinsame Strategien entwickeln
  • Die Bereitschaft und den Mut, der Tatsache ins Auge zu sehen, dass es sich hier um tatsächliche Interessenkonflikte handelt:
  • die anderen wollen sparen und ein Menschenbild durchsetzen, das durch Entwertung und Exklusion die Ausbeutung der Menschen weiter erleichtert
  • wir wollen die Lebensbedingungen der Menschen verbessern und etwas tun gegen die massiven Kollateralschäden eines entfesselten Kapitialismus.
  • Konflikte fachlich und mutig offenlegen
    • nicht betriebswirtschaftlich sprechen
    • fachliche Begrifflichkeit
    • Verantwortung zurückgeben
    • es ertragen, als kritisch identifiziert zu werden
    • Verzicht auf innere Ruhe

Tatsächlich sind die erforderlichen Veränderungen nicht ohne Kampf zu haben, nicht ohne Druck durchzusetzen und nicht ohne massive und offene Konflikte auf die Tagesordnung zu bekommen.

Wer davor zurückscheut, wird sich mit kleinen Reformen zufrieden geben und dazu beitragen, dass letztlich alles so weiter geht bzw. noch fester verankert wird, weil der Widerstand ausbleibt.

Widerstandsebenen im Rahmen von sozialarbeiterischer Praxis

 Es stellt sich die Frage, wie man im alltäglichen Arbeitsprozess als Sozialarbeitender seine kritische und politische Haltung  leben, um- und durchsetzen kann.

Hier geht es vor allem darum, fachlich nicht zumutbare Zustände und Herausforderungen auf der einen und Menschen verachtende Praktiken auf der anderen Seite offen aufzudecken und sich zu weigern, aktiv daran mitzuwirken.

 Bestehen auf Parteilichkeit

  • Wertschätzende Haltung hinsichtlich der Klientel offensiv zeigen, demonstrieren und ebenso an andere  Bereiche, an die Öffentlichkeit und an die Politik und die Verwaltung  (z.B. Jobcenter, Schule, Jugendamtsverwaltung) entsprechende Forderungen stellen.
    Wichtig ist ebenso, die parteiliche Positionierung für die Interessen und Teilhabechancen der Klientel argumentativ unmissverständlich in den Vordergrund zu rücken.
    Das würde auch bedeuten, im Team nicht mehr zu schweigen, sondern die eigene Meinung laut zu sagen, zu erklären und zu vertreten, auch wenn das die anderen zunächst erschreckt oder ängstlich macht.
  • Parteilich sein bedeutet, beim Träger, dem Vorgesetzten, der Verwaltung jeden Ansatz von Sozialrassismus zu entlarven und eine andere Haltung im Sinne z.B. des Grundgesetzes einzufordern.
  • Parteilichkeit bedeutet auch, Schuldzuweisungen an KlientInnen zurückzuweisen. Schließlich wäre es notwendig, die Verantwortung der Gesellschaft für die Problemlagen unserer Klientel offen einzufordern und eine Individualisierung sozialer Problemlagen abzulehnen.

Fachlichkeit offen einfordern

·       Bestehen auf Fachlichkeit  im Interesse unserer Klientel

  • Störrisches Beharren auf Fachlichkeit
  • Zumutungen nicht schlucken
  • Störmanöver, kleine Widerstandsaktionen, ständige Nadelstiche

Wenn immer es geht:

  • Mit den KollegInnen zusammen
  • Mit Organisationen im Rücken

Das bedeutet z.B.

Wichtig dabei ist, wirklich fachlich zu argumentieren und sich nicht durch die Vorgabe betriebswirtschaftlicher Kriterien davon abbringen zu lassen.

  • Es bringt auch nichts, wenn man versucht, fachliche Argumente geschickt in betriebswirtschaftlichen Argumenten zu verstecken. Denn es geht nicht nur darum, die je erforderlichen Bedingungen zu erhalten, sondern auch um die Ingangsetzung eines Lernprozesses bei den Teammitgliedern, den Vorgesetzten wie den Trägern.
  • Fachliche Zumutungen nicht schlucken
    Mit Zumutungen meine ich hier z.B. unzureichende Zeitkontingente, keine Kontinuität, Festschreibung der Methoden, Festlegung von Zielen aber auch die eignen prekären Arbeitsbedingungen. Denn das sind sowohl für uns als Professionelle massive Behinderungen, die unsere Fachlichkeit beschneiden oder torpedieren, als auch für unsere Klientel Denn die werden so um die ihnen zustehende Hilfe und Unterstützung weitgehend betrogen.
    Zumutungen sind natürlich auch die prekären eigenen Arbeitsbedingungen
  • Nicht für den Kontrollauftrag des Staates einspannen lassen, das heißt, wenn Kontrolle ausgeübt werden muss, dann nur im sozialpädagogischen Kontext und für die Klientel transparent.
  • darauf bestehen, dass wir als Sozialarbeitende einen sozialpädagogischem Auftrag und Ansatz verfolgen , dass wir kommunizieren und Beziehungsarbeit leisten, d.h. mit unserer Klientel kooperativ und in ihrem Entwicklungssinteresse arbeiten zu können.
  • jede Sanktionierung abzulehnen und zu verweigern. Das sind autoritäre, ordnungspolitische Handlungsweisen und haben nichts in der Sozialen Arbeit zu suchen.
  • Bei einem Auftrag, einer Aufgabe, die man für fachlich unsinnig oder kontraindiziert hält oder für deren Erfüllung die notwendigen Ressourcen fehlen, sollte man die Verantwortung von sich weisen und an die Vorgesetzen zurückgeben Störrisches Beharren auf Fachlichkeit
  • Schließlich bleiben auch Verweigerungsstrategien, um unerträgliche und ethisch unverantwortliche Aufträge oder Zustände zu boykottieren.
    Das allerdings sollte man nicht alleine machen, sondern dafür KollegInnen im Team oder auch KollegInnen in einer gemeinsamen Organisation gewinnen.