Seit ein paar Jahren sprechen wir
an unserer Hochschule in den Seminaren zur Theorie der Sozialen Arbeit über Texte zur Ökonomisierung und zum aktivierenden Staat. Besonders die Studierenden, die bereits berufstätig sind und auch die, die gerade ihr großes Praktikum absolviert haben,sind mit dieser Thematik sehr ansprechbar. Es gibt spannende Diskussionen und die Liste der Geschichten über prekäre Arbeitsplatzbedingungen, über Zeitmangel für Beratungen, über befristete Projektfinanzierungen, mit denen sich Kinderschutzeinrichtungen mühsam über Wasser halten müssen, hören gar nicht mehr auf. Galuske (2002, 2008) empfiehlt Reflexivitätals Gegengift für die Zumutungen der Ökonomisierung und des aktivierenden Staates an die Praxis . Dafür tun wir inzwischen einiges. Aber mit Recht fragen die Studierenden immer wieder: Was können wir tun? Gehen wir nicht unter angesichts einer Praxis, die schon lange anders tickt? Müssen wir uns nicht anpassen, weil wir von unserer Arbeit leben müssen?
Dass es vielleicht einen Sinn machen würde, nicht als Einzelne zu kämpfen, spricht sich langsam herum. Es müsste so viel besser gelingen, störrischen Widerstand zu leisten, mit Forderungen nach Fachlichkeit und professionellem Arbeit die Träger und Geldgeber zu nerven und auf Arbeitsbedingungen zu bestehen, die eine gute Soziale Arbeit erst möglich machen. Es ist erstaunlich, wie unorganisiert und unpolitisch unsere Studierenden denken und handeln. Aber jetzt wollen sie mehr wissen und sich umsehen. Was kann man tun? Mit wem kann man sich zusammen tun? Wer unterstützt Soziale Arbeit in der Öffentlichkeit?
Auf eine mail-Anfrage einer Studentin an den DBSH , die wegen Informationsmaterial angefragt hatte, kam keine Antwort. So was ist nicht gerade ermutigend. Besonders bei Leuten, die noch nicht wissen, wie lang der Atem sein muss, wenn man politisch etwas erreichen will. Da wir als ProfessorInnen der Meinung sind, dass Informationen zu den Möglichkeiten einer gewerkschaftlichen und berufsverbandspolitischen Organisation zum Studium dazu gehören, werden wir versuchen, im kommenden Semester eine Veranstaltung zu organisieren, zu der wir entsprechende VertreterInnen eingeladen werden. Ich bin gespannt, wie dort auf meine Anfragen reagiert wird.
Inzwischen hat der DBSH geantwortet. Herr König aus Erfurt zeigt großes Interesse an unseren Studierenden und ist bereit, im nächsten Semester an einer Info-Veranstaltung zur Frage der politischen Organisationsmöglichkeiten von SozilarbeiterInnen im nächsten Semester teilzunehmen.