“Meine Güte, sind die prollig!”, stöhnt meine Tochter. Und wahrhaftig, die gemeinten jungen Leute, die am Freitag Nachmittag mit 4 Kästen Bier im Einkaufswagen und mit schon leicht alkoholisiertem Blick und deutlicher Fahne an der Kasse stehen und sich auf ein Wochenende im Vollrausch freuen, machen auch auf mich einen ziemlich miesen Eindruck. Sie sind überall tätowiert, glatzköpfig, sprechen eine grobe, plakative Sprache und unterhalten sich mit lauten, grölenden Stimmen. Sie sind auch mir weder sympatisch, noch finde ich sie vertrauenserweckend. Sie sind vielleicht etwas für Sozialarbeiter (und hier und heute bin ich sozusagen nicht im Dienst) , und als Privatperson bin auch ich, wie die meisten, geneigt, mich mit Schaudern abzuwenden und bin froh, dass die eigenen Kids anders sind, sich anders verhalten und damit eine gewisse Chance haben. So viele Menschen denken beim Anblick solcher Jugendlicher und ähnlicher gesellschaftlicher Erscheinungen: “Schrecklich” Gut dass wir anders sind!”
Die herrschende Ideologie und die bestehenden Verhältnisse können vor allem eines: die Gesellschaft gründlich, mitleidslos und kompromisslos spalten.
Das ist aber nicht dadurch zu lösen, dass ich solche junge Leute doch irgendwie toll finde und auch nicht daruch, dass ich sie bemitleide. Vermutlich ist es auch nicht mit sozialpädagogischen Strategien getan, für sie Wege zu finden, die ihnen mühsam den letzten Rest ihrer Menschenwürde erhalten und die Existenz sichern, aber das ist immerhin mehr, als sie einfach nur auszugrenzen und stehen zu lassen – und die Gesellschaft vor ihnen zu schützen.
Zu lösen wäre das nur durch eine andere gesellschaftliche Ideologie und vor allem durch eine veränderte gesellschaftliche Wirklichkeit, die Menschen nicht an der potentiellen Effektivität ihres Humankapitals misst und bewertet und entsprechend “behandelt”, sondern sich verpflichtet fühlt, jeden Menschen zu fördern, zu schützen und als wichtiges gesellschaftliches Mitglied einzubinden und zu schätzen. Das heißt natürlich auch, die Ressourcen gerechter zu verteilen. Das heißt außerdem – und im konträren Gegensatz zur derzeitigen Praxis auch zunehmend in der Sozialen Arbeit – in diejeneigen, die weniger Ressourcen abbekommen, erst Recht “zu investieren”.
Das geht natürlich nur, wenn Menschen nicht als ökonomische Faktoren gesehen werden, die der Wirtschaft und ihrer Gewinnmaximierung untergeordnet werden, sondern wenn man politisch bereit ist, die Ökonomie in den Dienst aller Menschen zu stellen.
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