Fortsetzung vom 7.8.14
Aber da hat mir jemand eine andere Frage gestellt:
„Warum schwiegen die Fürsorgerinnen im Faschismus? Und würden die SozialarbeiterInnen heute genauso schweigen?“
Ich weiß die Antwort nicht. Ich hoffe, es wäre anders als damals… Aber ich bin von dieser Frage sehr betroffen:
Klar wir haben keinen Faschismus. Manche sagen, „noch nicht“ (und ich muss gestehen: ich muss auch darüber nachdenken).
Aber ich frage mich, wenn schon heute kein Widerstand passiert, wenn heute die SozA schon hinnehmen, was von ihnen erwartet wird und was im Widerspruch steht zu den Werten und ethischen Verpflichtungen, die die Profession SozA verlangt – was soll dann passieren, wenn es noch schlimmer kommt?
Müssten wir nicht heute üben, zu widerstehen, damit wir morgen oder übermorgen nicht wieder so hoffnungslos versagen und Mittäterinnen werden an unseren Mitmenschen?
Also muss ich die Frage nach der fehlenden Widerständigkeit der Profession und ihrer Vertreterinnen doch weiter aufnehmen. Also kann ich nicht sagen, „o.k. es kommen auch wieder andere Zeiten!“ Denn ich weiß nicht, welche Zeiten kommen und ich fürchte, sie werden nicht unbedingt besser, humanistischer, menschlicher sein.
Also werde ich weiter solche Bücher schreiben müssen und weiter versuchen, zu politisieren.
Und deswegen mache ich mich jetzt daran, das oben angeführte und besprochene Buch für diejenigen, die es als unbefriedigend, belastend oder bedrückend erlebt haben, sozusagen weiter zu schreiben, damit es sein Ziel noch erreichten kann:
- Ich werde versuchen, die Geschichten zu erläutern, die Hintergründe zu analysieren und zu erklären, damit man deutlich sieht, was hinter dem persönlichen „Jammern“ eigentlich steht.
- Ich werde bei jeder Geschichte Überlegungen anstellen, was die Betroffenen in dieser Lage hätten tun können, welche Spielräume sie gehabt hätten, welche Handlungsmöglichkeiten in einer solchen Situation bestehen und wie hier Widerstand und Gegenwehr aussehen könnte.
Diese Überlegungen werden nicht vollständig und abschließend sein und sollen es auch nicht. Denn es geht darum, dass die Leserinnen sind nun mehr daran machen, selbst neue Ideen und Möglichkeiten zu entwickeln.
Es geht also weiter.
Liebe Autorin,
ich studiere Soziale Arbeit im ersten Semester und habe die berufsethischen Prinzipien (DBSH) der Profession(!) Soziale Arbeit kennen gelernt. “SozialarbeiterInnen haben die Pflicht, negativer Diskriminierung […]entgegenzutreten” Dank des Doppelten Mandats bzw. Tripelmandats, würde bei Widerstand sofort die fristlose Kündigung erfolgen.
Ein Rom (männliche Person der Ethnie Roma, mit denen ich täglich arbeite) sagte einmal zu mir “Wer garantiert uns, dass nicht irgendwo ein zweiter Hitler geboren wird?” Im Hinblick auf die Situation der Roma in Ungarn, gar nicht mal so weit hergeholt.
In der aktuellen Phase der Gesellschaft – wie sie in einem ihrer älteren Artikeln richtig dargestellt haben – werden die Menschen nach ihrem jeweiligen Nutzen betrachtet. Da passen Roma überhaupt nicht rein. Deswegen werden diese Menschen auch bei Behörden diskriminiert, um den Zuzug zu stoppen bzw. einzudämmen. So gelten für diese Menschen, aufgrund ihrer Herkunft, andere Meldeverfahren. Erkundigen Sie sich bei großen Kommunen in NRW. Als SozialarbeiterIn kann man diesen Menschen nicht helfen, wenn die Politik die entgegen gesetzte Position bezieht. Widerstand=Kündigung. Daher muss Soziale Arbeit unabhängig werden, andernfalls wird die Erfüllung ihrer Pflichten unmöglich, wenn deren Erfolg vom Staat und Trägern abhängt.
Ich bin gespannt wie sich der erste muslimische Wohlfahrtsverband, der diesen Monat noch gegründet werden soll, entwickeln wird…