Demo in Brest gegen die Rentenreform, damals am 24.9. noch kleine Anfänge….
Mein Urlaub war sehr schön. Wir haben drei Wochen lang keine Zeitung gelesen und kein Radio gehört. Und ganz im Gegensatz zu den Warnungen meiner Studentin haben wir in Frankreich nicht viel von dem mitbekommen, was die Menschen in ihrem Alltag bewegt.
In unserem Hafenort allerdings stand ein Museum, das die erste Ölpest in Europa dokumentiert, als nämlich 1978 genau hier der Tanker Amococadiz zerbrach und die nordwestliche bretonische Küste vollständig verseuchte. Heute ist der Strand wieder sauber und wunderschön.
Die Bretagne hier im tiefsten und weitesten Westen ist ein sympatisches Land, nicht so sehr vom Tourismus als viel mehr von Gemüsebau und mediterranem Klima geprägt. Das Land scheint zu funktionieren. Touristen sind gerne gesehen, aber spielen keine Hauptrolle.
Wir haben weder Menschen gesehen, die perspektivlos oder verzweifelt schienen, noch haben wir z.B. irgendwas mitbekommen von der Roma-Problematik. Wir haben auch nicht gesucht. Wir haben uns vielmehr uns mit Menhiren und der Steinzeitkultur,
mit Calvaires und der volkstümlich-christlichen Bilder- und Medienwelt des Spätmittelalters beschäftigt, mit Küstenformationen und Algen,
mit christlichen und weniger christlichen Darstellungen des menschlichen Antlitzes in und an Kirchen, in Höhlen und auf öffentlichen Plätzen.
Wir haben einen sonnigen Spätsommer genossen, eine unglaublich strotzende, gesunde Vegetation erlebt und viele, viele Fotos geschossen….
Das war mal sehr gut so. Denn zurück in Deutschland ist alles wieder da und getan hat sich inzwischen auch nicht viel. Der Stress geht weiter, die Menschen werden überall gehetzt und angehalten, sich zu beeilen, sich anzustrengen, dran zu bleiben…. Nach einer Woche Semester bin ich wieder voll im Trab.
In Brest sahen wir einmal eine Demonstrationgegen die Rentenreform. Das war alles, was nach Politik aussah. Sozialarbeit kam überhaupt nicht in meinem Urlaub vor. Was uns auffiel, dass die Franzosen, wenigstens hier in der Bretagne, weit weniger dem Stress und dem „schneller, höher, weiter“ verfallen sind als wir alle hier in Deutschland. So fiel mir wiederholt die erstaunliche Geduld und Toleranz auf, mit der Kassiererinnen in großen Supermarchés auf ihre Kunden warteten, wenn die etwas vergessenhatten, ihr Geld nicht fanden, erst noch was mit der Nachbarin klären mussten. Und alle, die an den Kassen standen, warteten ebenso geduldig mit.
Zurück in Deutschland ist das Tempo höher und die Toleranz geringer. Jeder kämpft für sich allein sozusagen.
Also weiter geht`s.