Gerade las ich die „Poetologie zur Sozialpädagogik“ von Michael Winkler und bin entzückt, einen Vertreter unserer Disziplin zu finden, der sich nicht nur in der schönen Literatur bewundernswert auskennt, sondern die in ihr liegende Chance für den Erkenntnisprozess von SozialpädagogInnen so deutlich sieht.
Ich habe nach meiner Pensionierung zwei SozialpädagogInnen-Romane geschrieben habe (1. Roman „Zum Wohle“, der den – zum Teil verzweifelten – Versuch schildert, im Rahmen von Sozialpädagogischer Familienhilfe unter den heutigen sozialpolitischen Bedingungen eine professionelle und humanistische Soziale Arbeit umzusetzen (erschienen im Selbstverlag); 2. Roman „Das war gestern, Ackermann“, der die Erfahrungen und das Beinah-Scheitern eines Lebensberaters schildert, der von seinem neuerdings als profitorientierter Betrieb geführten Träger von der Arbeit mit seinen KlientInnen weg in die Managementabteilung versetzt wird, weil seine Art der Beratung den erforderlichen Effizienzkriterien nicht mehr genügt; veröffentlicht in meinem Blog (s.o.).
Meine Motivation dabei war zum einen, Zusammenhänge, skandalöse Zustände, kommunikative Verwicklungen, Herrschaftsstrukturen und Rollenkonflikte mittlerer Leitungspersonen in einer Weise anschaulich, erfahrbar und erlebbar zu machen, wie es zum Beispiel im Rahmen von Lehrveranstaltungen oder wissenschaftlichen Analysen nicht möglich ist. Dabei ging es mir weniger um fiktive Entwürfe, sondern eher um eine Verdichtung und Veranschaulichung der erfahrenen Wirklichkeit. Diese Dimension der „Möglichkeiten von Belletristik für die Soziale Arbeit“ habe ich in den Ausführungen von Winkler nicht so deutlich gefunden. Ich halte sie aber für einen sinnvollen Einsatz von schöner Literatur und das nicht nur für SozialpädagogInnen .
Neben belletristischen Versuchen, habe ich mich auch im Rahmen meiner Erstellung von Grafik Novels sozialpädagogischer Themen gewidmet. So ist die Grafik Novel „Siedlung Mühltal“ der Versuch, ein aus meiner Sicht überaus gelungenes Projekt der Obdachlosenarbeit in seiner Entstehung, seiner Wirkung und mit den gesellschaftlichen Zusammenhängen und Hintergründen vorzustellen.
Die Grafik Novel „Peter ‚ Traum“ ist eine Geschichte aus den ersten Monaten meiner eigenen Berufstätigkeit als Erziehungsberaterin und Kindertherapeutin.
Dieses Genre scheint mir sehr geeignet, konkrete sozialpädagogische Praxis lebendig darzustellen.
(Die vollständige Sammlung meiner Grafic Novels finden sich unter https://mathilda-seithe.de)