Die Konservativen haben eine kritische Distanz zu den neuen Entwicklungen und den neuen Herausforderungen. Sie empfinden sie weitgehend als Zumutungen und sehnen sich nach den Zeiten, in denen Soziale Arbeit noch im Interesse der Menschen gemacht werden konnte, wo man nicht durch Sparzwang an einer guten Arbeit gehindert wurde und wo der ständige Rechtfertigungsdruck nicht bestand.
Um mit den unerfreulichen Entwicklungen nicht konfrontiert und um selber nicht gezwungen zu sein, die eigene Fachlichkeit infrage stellen zu müssen, suchen einige davon Nischen und Spielräume in der bestehenden Sozialen Arbeit auf, wo “die Welt der Sozialen Arbeit noch in Ordnung scheint”. Es gibt noch immer Bereiche, Träger, Arbeitsfelder, wo das Geschepper der Ökonomisierung noch nicht zu hören ist und wo der aktivierende Staat noch nicht hinreicht. Bisher.
Eine andere Variante von konservativer Bewältigungsstrategie ist die Argumentation, Soziale Arbeit sei schon immer für die Ärmsten der Armen da gewesen, habe schon immer mit sozial ausgegrenzten Menschen zu tun gehabt, sei ihnen schon immer in der Not zur Seite gestanden. Insofern sei es für die Soziale Arbeit klar, wo sie hingehöre, wenn in der gegenwärtigen Zeit die Gruppe der Ausgegrenzten ansteige. Das sei eben immer schon das Arbeitsfeld der Sozialen Arbeit gewesen. Insofern sei es auch nichts weiter Neues, was der gegenwärtige Kapitalismus da produziere. Und eine anerkennte Profession sei sie selber ja schließlich noch nie wirklich gewesen, wäre immer schon im Kielwasser ihrer Klientel geschwommen, hätte es immer schwer gehabt, hätte immer darum kämpfen müssen, etwas für die Schutzbefohlenen erreichen zu können. “Der Sozialen Arbeit war es nie verheißen, unbedrängt ihre Option für Benachteiligte auszuüben”, sagt Mühlum, (2009). Da mag er Recht durchaus haben. Und sicher meint er es ganz anders als hier für die Gruppe der ‘Konservativen’ skizziert. Wie auch immer: Das Sich Abfinden mit der gesellschaftlichen Ausgrenzung von Menschen wie das Sich Abfinden mit der eigenen marginalen gesellschaftlichen Rolle gemahnt doch schon sehr an die Stragtegie der “geduldigen HelferInnen” und somit geht die kritische Haltung verloren und wird nicht konstruktiv.
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