Erfahrungen mit der Rezeption meines Schwarzbuches

Da hat man nun so ein Kind in die Welt gesetzt und man ist gespannt, wie es sich durchschlagen wird…

Ich bin nicht eine von denen, die alle Tage solche Bücher schreiben (können), zumal in dieses Buch die Erfahrungen einer langen Praxis- und Lehrezeit in der Sozialen Arbeit eingegangen sind und vor allem auch ein langer, mühsamer Prozess der Erkenntnis, was eigentlich zur Zeit da draußen wirklich passiert.
Es ging mir nicht um einen neuen wissenschaftlichen Beitrag zur Problematik.  Da gibt es viele und begnadetere AutorInnen. Ich wollte ein Buch schreiben, mit dem vor allem die Betroffenen, die PraktikerInnen etwas anfangen, wo sie sich und ihre Situation wiederfinden können, ein Buch, das sie aufklärt aber auch stark werden lässt und das ihnen sowohl die Notwendigkeit zur Gegenwehr verdeutlicht als auch Mut dazu macht.
Die Rezension, die Maren Schreier jetzt im socialnet veröffentlicht hat, erfüllt alle meine Hoffnungen und Erwartungen. Bei ihr ist jede Botschaft genau so angekommen,w ie sie von mir gemeint und intendiert war.

Bis hierhin habe ich – ich gestehe es ein – den mühsamen Weg meines Schwarzbuches  hinein ins Buchleben genau und fast akribisch verfolgt, habe den Amazon-Verkaufsrang aufgerufen, habe genau registiert, wer etwas dazu gesagt hat, welche KollegIn sich lobend, interessiert oder abwertend geäußert hat, habe mich über Zustimmungen und Lob von Studierenden und PraktikerInnen gefreut, habe die kleinen Rezensionen, die hier und da erschienen sind, mit Stolz und Erleichterung gelesen, habe mit Befriedigung registriert, dass sich insbesondere die Gruppen und KollegInnen angesprochen fühlen, die selber an der gegenwärtigen Situation in der Sozialen Arbeit leiden und etwas tun, sich zur Wehr setzen  möchten. Andererseits habe ich mich über so manches Schweigen gewundert.
WissenschaftlerInnen verhalten sich bis heute zurückhaltend, so als wüssten sie nicht genau, wo und wie sie mein Buch einordnen sollen.  Vielleicht ist es für sie irgendwie verdächtig, wenn Inhalte verständlich und anschaulich dargestellt werden.
Auch meine alten KollegInnen aus der Jugendhilfe schweigen sich  aus. Möglicherweise ist es ihnen unangenehm, dass sie als mein Erfahrungs- und Lernhintergrund zitiert werden. Vielleicht erscheinen ihnen aber meine Analyse und meine kritische Sicht auch als Schwarzmalerei, die in schweren Zeiten eher zu einer Bremse als zum Motor des Fortschritts werden könnte. Ich weiß, wer mitten in der Praxis sitzt und sich redlich bemüht, gegen die Widrigkeiten der Wirklichkeit zu kämpfen, gesteht sich nicht gerne ein, dass die Windmühlen sich immer weiter drehen und sich einen Dreck darum scheren, dass man sie im Visier hat.
Einzig eine meiner früheren KollegInnen hat mein Schwarzbuch auf 5 Seiten kommentiert und  als Vorlage für eine persönliche Rückbesinnung auf ihr eigenes Berufsleben im Jugendamt genutzt – und ist dabei zu interessanten Ergebnissen gekommen.

Ich wünsche meinem Schwarzbuch weiterhin viel Erfolg und überlasse es nach der Rezension von Maren Schreier mit aller Gelassenheit und Zuversicht darauf, dass es dazu beitragen wird, die allgemeine Angepasstheit unserer Profession  infrage zustellen, weiterhin den Lesern und allen, die es nutzen wollen.

Über m.s.

Ich war 18 Jahre Professorin für Soziale Arbeit an der FH Jena (Methoden, Hilfen zur Erziehung, Schulsozialarbeit). Davor war ich 18 Jahre in der Praxis. Studiert habe ich Psychologie in Münster und Soziale Arbeit in Frankfurt a.M. Bücher: Schwarzbuch Soziale Arbeit Engaging Hilfe zur Erziehung zwischen Professionalität und Kindeswohl Das kann ich nicht mehr verantworten Ambulante Hilfe zur Erziehung und Sozialraumorientierung
Dieser Beitrag wurde unter alte Blogbeitrage veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar