Soziale Arbeit und Neoliberalismus heute – schwarz auf weiß

Ich habe eine aktuelle Fortsetzung meines „Schwarzbuch Soziale Arbeit“ geschrieben. Es hat den Titel „Soziale Arbeit und Neoliberalismus heute – schwarz auf weiß“ und ist eine genaue Analyse dessen, was derzeit in der Sozialen Arbeit insbesondere in der Praxis passiert. Soziale Arbeit und Neoliberalismus heute: schwarz auf weiß | SpringerLink

Schwarz auf weiß bedeutet: Im Buch wird im Detail aufgezeigt, was die Neoliberalisierung bisher schon mit unserer Profession gemacht hat. Ich wende mich gegen die übliche Vorstellung , dass das „bisschen Neoliberalismus“ doch letztlich nicht weiter verändert an dem, was wir unter Sozialer Arbeit verstehen.

Das Buch enthält eine Fülle konkreter Beispiele, die ich im Zusammenarbeit mit Berliner SozialarbeiterInnen gesammelt habe.
Diese Beispiele werde ich zum Teil auch hier im Blog gesondert veröffentlichen.

Mit dem Schwarzbuch Soziale Arbeit habe ich vor Jahren versucht, aufzuklären und vor einer Entwicklung zu warnen, die inzwischen leider eingetreten und schon recht weit fortgeschritten ist.
Die heutigen PraktikerInnen stöhnen unter der zunehmenden Arbeitsbelastung und Komplexität ihrer Aufgaben. Aber ihnen wird bestenfalls der Weg möglicher Selbstsorge als Unterstützung angepriesen. Die eigentlichen Ursachen dieser Belastung bleiben in der Regel tabu, werden nicht wahrgenommen, geleugnet oder einfach verdrängt. Von vielen PraktikerInnen – aber auch von VertreterInnen der Lehre und der Wissenschaft – wird inzwischen eine eher resignative, angepasste Position zu den Auswirkungen der Neoliberalisierung unserer Profession vertreten. In vielen Fällen wird auch die Illusion verbreitet, die Neoliberalisierung sei letztlich ein zahnloser Tiger und würde es nicht vermögen, die humanistisch und ganzheitlich orientierte Soziale Arbeit vom Feld zu drängen. Aber die Wirklichkeit zumindest in der Praxis sieht anders aus: Standardisierungen, Output-Orientierung und einfache Messverfahren, evidenzbasiertes Abarbeiten, Vernachlässigung der ethischen Prinzipien, Betrachtung der Klientel als Kundschaft, die sich aber erst durch Eigenaktivität als akzeptierte Kunden qualifizieren müssen…. All das wird heute als selbstverständlich und eben modern und dem Zeitgeist entsprechend hingenommen.

 Ich möchte mit diesem Buch mit der Scheinheiligkeit aufräumen, die in unserer Profession herumgeistert: Ständig wird so getan, als könne das gute alte humanistisch orientierte Konzept der Sozialen Arbeit im Sinne von Emanzipation und Kommunikation, im Sinne von Partizipation und Solidarität trotz aller neoliberalen Einflüsse und Zwänge immer noch umgesetzt und verwirklicht werden. Diese illusorische Vorstellung führt dazu, dass eine Vereinbarkeit beider Konzepte unterstellt wird und die Profession sich blind und widerstandlos gegenüber ihrer fachlichen Entmachtung verhält und ihrer Einbeziehung in eine Marktideologie des Sozialen, für die Sozialer Arbeit nur dann akzeptabel ist, wenn sie sich ökonomisch rentiert, nichts entgegensetzt.

Das Buch ist geschrieben für PraktikerInnen und Studierenden und für die VertreterInnen der Wissenschaft und Lehre, die bereit sind, sich ihrerseits mit diesen Fragen kritisch und aktiv auseinanderzusetzen.

Ich geh zunächst von einem differenzierten Vergleich des klassischen Konzeptes mit der neoliberalen Konzeption Sozialer Arbeit aus, zeige dabei im Detail die Folgen der Neoliberalisierung auf und stelle die Annahme einer grundsätzlichen Vereinbarkeit auf allen nur möglichen inhaltlichen Ebenen infrage. Im weiteren Verlauf geht es um die konkrete Lage der PraktikerInnen und um die Frage, wie die widerstandlose Anpassung in Praxis und weiten Teilen der Disziplin erklärt werden kann. Ich gehe den theoretischen und politischen Hintergründen für eine Bereitschaft zur Neoliberalisierung in der Profession nach und versuche schließlich alternative Vorschläge für den Umgang mit der gegebenen problematischen Situation zu formulieren.
Das Buch bleibt natürlich nicht bei der Kritik, vielmehr habe ich auch selbst versucht, meine persönlichen Ideen und Vorstellung zu erläutern, die ich für eine widerständige und professionellen Sozialen Arbeit entwickelt habe, um selbst Anregungen und Anstöße zu dieser Diskussion beizutragen.

Tipp:

Der Buchpreis für das e-book (978-3-658-48098-1) ist für meine Begriffe auch ziemlich hoch mit 54.00 Euro. Aber der Verlag hat mir einen legalen Weg aufgezeigt, wie „Individualkunden“ günstiger an das e-book kommen können. Über https://link.springer.com/product/springer-plus  abonniert man ein Abo (das man nur für einen Monat abonnieren kann, spätestens 72 Stunden vor Ablauf des Monats) und erhält für 34,99 Euro  10 „download units“, für die man das gesamte Buch herunterladen kann.

Über m.s.

Ich war 18 Jahre Professorin für Soziale Arbeit an der FH Jena (Methoden, Hilfen zur Erziehung, Schulsozialarbeit). Davor war ich 18 Jahre in der Praxis. Studiert habe ich Psychologie in Münster und Soziale Arbeit in Frankfurt a.M. Bücher: Schwarzbuch Soziale Arbeit Engaging Hilfe zur Erziehung zwischen Professionalität und Kindeswohl Das kann ich nicht mehr verantworten Ambulante Hilfe zur Erziehung und Sozialraumorientierung
Dieser Beitrag wurde unter aktuelle Blogbeiträge abgelegt und mit , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert