Der erste Entwurf ist fertig. 350 Seiten, 50 mehr als gewollt und geplant. Da wird es noch heißen: kürzen!
Im Großen und Ganzen bin ich zufrieden mit meiner Arbeit. Immerhin bin ich am Ende da angekommen, wo ich ankommen wollte. Es war eine harte Arbeit. Ich bin keine Viel- und Leichtschreiberin. Aber dieses Buch möchte ich noch weiter geben. Es stecken über 30 Jahre Sozialarbeiter-Herzblut drin, alle Liebe zu diesem Beruf und alle Enttäuschungen und alle Schrecken der letzten 10 Jahre.
Ich glaube nicht, dass ich nur eine nostalgisch angehauchte Alte bin, die einfach alles schöner und besser fand, als sie noch jung war. Ich glaube, nein, ich bin davon überzeugt, dass Soziale Arbeit einen Wandel durchmacht seit etwa 10, 15 Jahren, der dazu führt, dass diese Profession sich nicht mehr wieder erkennen wird: Als Kind des kapitalistischen Gesellschaftssystems war sie immer eine gesellschaftliche Kraft, die auf der einen Seite zwar die sozialen Probleme des Kapitalismus befrieden konnte und somit System stabilisierend wirkte, die aber auf der anderen Seite immer auch kritisch war gegenüber diesem System und dem, was es mit seinen Menschen anrichtete. Soziale Arbeit war immer auch den Menschen verpflichtet, ihrer Würde, ihren Forderungen nach Gerechtigkeit und Teilhabe.
Zunehmend verliert Soziale Arbeit diese auf Menschenrechte und auf soziale Gerechtigkeit orientierte kritische Dimension. Und ich frage mich: Was kann sie dann noch leisten? Wem dient sie? Auf wessen Seite steht sie?