Utopie oder Notwendigkeit?

Immer wieder betonen Studierende, wenn es um die Diskussion der gegenwärtigen Arbeitsbedingungen Sozialer Arbeit geht, dass man eben heute nicht von utopischen Bedingungen ausgehen kann.

Was heißt hier Utopie?

Hier wird als Utopie abgestempelt und damit als unerreichbar erklärt, was in Wirklichkeit notwendig ist.
Wenn z.B. jemand behauptet, die angemessene Ausstattung einer Schule mit Schulsozialarbeit brauche ein Team von mindestens 2 hauptamtlichen SozialpädagogInnen und mehreren zusätzlichen Kräften, damit sie wirklich an dieser Schule das bringen und entwickeln kann, was Schulsozialarbeit zu leisten im Stande ist, dann wird dies lächelnd mit Utopie abgetan und die 30 Stundenkraft darf weiter 3 Schulen gleichzeitig betreuen…

Ein ASD, der zur Kindeswohlschutzpolizei mit eigenen hohem Versäumnisrisiko verdammt wird, kann kaum wirklich mit Familien arbeiten und produziert somit die Krisen selber, auf die er dann hektisch reagieren muss. Als ich Studierenden ein GWA-Projekt des ASD aus Essen zeigte, dass ich mit Studiernden vor immerhin erst 13 Jahren besucht, sufzten sie und sagen, „Wie schön! Da kann man ja wirklich Soziale ARbeit machen. Aber sowas ist heute doch einfach nur eine Utopie.“

Wenn Soziale Arbeit nicht die Bedingungen erhält, die sie fachlich braucht, kann sie weder wirklich Wirkung entfalten noch den Beweis antreten, was sie kann.

Was tun?

1. Sozialarbeitende sollten wissen, was ihre Arbeit, ihr Konzept, ihr Einsatz in einer konkreten Praxissstelle, in einem Arbeitsfeld benötigt, um wirken zu können und

2. müssen sie sich stark machen dafür, diese Notwendigkeiten  unmissverständlich zu einzufordern.

3. Wenn sie nicht gewährt werden, muss man verdeutlichen, was dann – unter den unzureichenden Bedingungen – dann alles nicht geleistet werden kann und damit schlicht ins Wasser fällt.

Auch wir können nicht zaubern und aus Stroh Gold spinnen.
Wenn ein Arzt eine Blinddarmop machen soll, ohne die entsprechende Zeit und die notwendigen Werkzeuge gestellt zu bekommen, wird er auch nicht versuchen, die Sache mit bloßen Händen zu erledigen. Aber Sozialarbeitende zucken die Achseln und sagen: Solche utopischen Bedingungen kann man eben heute nicht mehr erwarten….

Drei mal kann man raten, wer sich über soviel Geduld und Anpassungsbereitschaft ins Fäustchen lacht!

Über m.s.

Ich war 18 Jahre Professorin für Soziale Arbeit an der FH Jena (Methoden, Hilfen zur Erziehung, Schulsozialarbeit). Davor war ich 18 Jahre in der Praxis. Studiert habe ich Psychologie in Münster und Soziale Arbeit in Frankfurt a.M. Bücher: Schwarzbuch Soziale Arbeit Engaging Hilfe zur Erziehung zwischen Professionalität und Kindeswohl Das kann ich nicht mehr verantworten Ambulante Hilfe zur Erziehung und Sozialraumorientierung
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