Mit Kindern Kasse machen

Über m.s.

Ich war 18 Jahre Professorin für Soziale Arbeit an der FH Jena (Methoden, Hilfen zur Erziehung, Schulsozialarbeit). Davor war ich 18 Jahre in der Praxis. Studiert habe ich Psychologie in Münster und Soziale Arbeit in Frankfurt a.M. Bücher: Schwarzbuch Soziale Arbeit Engaging Hilfe zur Erziehung zwischen Professionalität und Kindeswohl Das kann ich nicht mehr verantworten Ambulante Hilfe zur Erziehung und Sozialraumorientierung
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4 Antworten zu Mit Kindern Kasse machen

  1. Ich hatte von der Sendung gehört, sie aber leider nicht gesehen. Letztendlich tragen alle Mitarbeiter und Beteiligten im System eine gewisse Mitschuld. Es ist leicht zu argumentieren, dass man ja gerne würde, wenn man denn könnte. ich habe elf Jahre in einem Internat für blinde und sehbehinderte Kinder gelebt. Neben einigem guten Willen muss ichleider auch viel Inkompetenz, Ignoranz und Realitätsferne konstatieren. Wenn Pädagogen feststellen, dass etwas nicht ordentlich läuft, sollten sie Sachverstand und Argumente genug haben, dies nach oben zu transportieren und ggf. auch die Öffentlichkeit einzubeziehen. Sicher schwerer als gesagt, aber wir sind alle unserem Gewissen verpflichtet.

    Leider erlebe ich als behinderter Mensch immer wieder die professionelle distanz und abgestumpftheit vieler Pädagogen und verantwortlicher. Pädagogen und Mitarbeiter von Jugendämter sind nicht verantwortlich für die ursachen der Probleme und Einzelschicksale, aber sie können helfen und einen Unterschied bewirken denn dass haben die ohnehin leid geprüften „Klienten“ verdient! Es gilt zu handeln statt zuz reden und im Rahmen der eigenen Möglichkeiten sein möglichstes zu tun – nicht mehr. aber auch nicht weniger.

  2. Herbert Marcuse sagt:

    Man muss vorab sagen das es im Film um individualpädagogische Maßnahmen ging.
    Auf den 1:1 Betreuerschlüssel bezogen sich auch genannte Tagessätze die vor rund 10-20 Jahren überwiegend für Einmannbetriebe ohne verwaltungstechnische Wasserköpfe und selbsternannte Chefs ohne pädagogischen Sinn und Funktion gezahlt wurden.
    Lohndumping und unzumutbare Arbeitsbedingungen fanden erst Einzug in der Individualpädagogik als es galt die Tagessätze mit überflüssigem Personal zu teilen.
    Dabei ist es ziemlich gleichgültig ob die Trägerschaft über eine Stiftung oder einen Verein gerechtfertigt wird und deshalb keine Gewinne ins Folgejahr übertragen werden dürfen, wenn mit den Tagessätzen funktionslose Karteileichen auf voller Stelle mit durchgezogen werden. Mit zunehmender Aufblähung einzelner Träger und Kartellierung der Strukturen
    nahm die Qualität der individualpädagogischen Maßnahmen ab. Zunehmend wurden Billigheimer aus den Hörsälen rekrutiert denen man ISE-Maßnahmen als dolles Reiseabenteuer verkauft hat. Hinzu kamen viele fachfremde Betreuer, Maurer und Fliesenleger waren keine Ausnahmen wenn sie nur vom „Typ her dolle Jungs waren“.
    So ging es nach und nach mit dieser schönen Form pädagogischer Maßnahmen bergab.
    Viele Zwischenfälle, viel Verruf und negatives Medienecho. Und wie man sieht, hält es bis heute auf Kosten der Kinder-, und Jugendlichen an. Da muss etwas geschehen. Die Kartelle dieser Verbrechervereinigungen müssen gebrochen werden. Wir brauchen wieder „Verrückte“ Einmannbetriebe in der Jugendhilfe die ihre doppelte Haushaltsführung, größere Wohnung, Sozialabgaben etc. von den Tagessätzen bestreiten, und etwas für eine auftragsfreie Zeit zurücklegen können. Niemand schafft die Arbeit mit diesem besonderen Klientel am Stück jahrein, jahraus. Was dies betrifft ist auch der Begriff des Mitarbeiterschutzes bei den Trägern völlig unbekannt. Ist der eine verheizt, kommt ein neuer. So hat die Neoliberalisierung auch in der Individualpädagogik einzug gehalten, was damals die Pioniere der Individual-, und Erlebnispädagogik nie für möglich gehalten hätten.

    So geht es jedenfalls nicht weiter !

  3. Ganes sagt:

    Im Rahmen der Zuwanderung aus Südosteuropa konnte ich diese Geldgier auch bei einigen Trägern bemerken. Sie lechzen nach Adressen von „Problemhäusern“, um ihre Armada dorthin zu schicken. Angemessene Wohnsituation oder irgendeinen Job, können sie den Menschen, die eben diese Dinge verlangen, nicht geben. Stattdessen „Bedarfsanalyse“ für 50 EUR/Std., welche über die Jugendhilfe finanziert wird. Und, irgendwie muss man ja auch die Projekte voll bekommen.

  4. Midrae sagt:

    Die skandalösen Verhältnisse im deutschen Jugendhilfesystem hat meine Familie selbst erfahren dürfen, als unsere Tochter 2012 in die Punkszene abdriftete und sich zur Durchsetzung ihrer schul- und leistungsverweigernden Haltung taktisch per § 1666 BGB „in Obhut nehmen“ ließ. Die sie betreuenden freien Träger der Jugendhilfe verschlossen deutlich sichtbaren Erkenntnissen zum Trotz über 18 Monate hinweg die Augen und schrieben frisierte Entwicklungsberichte an das Jugendamt, um sich die Verdienstquelle zu sichern. Am Ende war die Jugendliche sozial verwahrlost und blickte ohne einen nennenswerten Schulabschluß einer perspektivlosen Zukunft entgegen. Das Jugendamt zeigte sich dann plötzlich beleidigt und wollte jegliche Jugendhilfemaßnahmen einstellen. Dies konnten wir verhindern, indem wir unsere Tochter der Berliner Jugendhilfekrake entreißen konnten und eine Unterbringung fern der großstädtischen Punkszene erwirkten. Die Berliner Jugendhilfeeinrichtungen stimmten zu, weil an dem jungen Menschen nichts mehr zu verdienen, aber allenfalls eine schlechte Presse zu erwarten war. Wir haben in zähem Kampf Akteneinsicht erlangt und dokumentieren den jugendamtlich moderierten Absturz unserer Tochter als umfassende Fallstudie unter http://www.verwahrlosung-mit-amtshilfe.de, wobei wir Roß und Reiter klar benennen.

    Gruß,

    Midrae

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