Tagebuch: Soziale Arbeit

Das UFo (unabhängige Forum für kritische Soziale ARbeit, www.einmischen.com) plant ein Buchprojekt.

Auf dem Aktiventreffen des UFo entstand die Idee, (anonymisierte), konkrete, nachvollziehbare Fallschilderungen aus der Praxis der Sozialen Arbeit (alle Arbeitsfelder) zu sammeln und zu veröffentlichen.

  • Zum einen ginge es darum, deutlich zu machen, wie wir arbeiten, was wir als Sozialarbeitende leisten, mit welchen Problemen sich unsere Klientel und damit auch wir herumschlagen müssen. Hier ginge es also darum, unsere Erfolge zu zeigen.
  • Zum zweiten muss endlich laut gesagt werden, dass unsere Profession unter Bedingungen arbeiten muss, die sie behindern und die verhindern, dass wir unsere professionellen Möglichkeiten und Chancen wirklich ins Feld führen können.
  • Und es muss deutlich werden, wer und was eigentlich die so gerne von den Medien breitgetretenen Skandale in unseren Arbeitsfeldern zu verantworten hat: nämlich die, die uns die Bedingungen verweigern, die wir brauchen, um gute, bessere Soziale Arbeit machen zu können. Wir müssen deutlich machen: hier liegen die eigentlichen Skandale der Sozialen Arbeit.

Wir alle ärgern uns ständig über das von den Medien produzierte und von der Politik forcierte falsche Bild, das die Öffentlichkeit von unserer Profession hat. Und wir ärgern uns über die von den Medien verzerrten, uns, unsere Arbeit und vor allem unsere Klientel diskeditierenden und zum Teil entwürdigenden Darstellungen bei Fallschilderungen.

Lasst uns dazu nicht mehr schweigen! Lasst uns selber – konkret, kritisch und mit Respekt vor unserer Klientel – schildern, was wir tun, mit welchen Problemen wir zu tun haben und was wir leisten und leisten könnten

wer mehr wissen möchte: s. http://www.einmischen.info/25.html

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Achtung 3. Mahnwache (Berlin, Jägerstr. 3)

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Am kommenden Freitag den 3.2. um 10.00 Uhr

treffen sich zum 3. Mal die Gegner der gegenwärtigen Planungen, das Recht auf Hilfe zur Erziehung in Zukunft im Wesentlichen nur noch durch sogenannte Infrastrukturmaßnahmen im Stadtteil abzusichern und zu gewährleisten. Hilfen zur Erziehung im Sinne des KJHG, als individuelle, persönliche, als Lernprozess und Beziehungsarbeit gestaltete Soziale Arbeit wird es nur noch in Ausnahmefällen geben, dann nämlich, wenn all die Angebote des Stadtteil nachweislich nichts gebracht haben. Eine Soziale Infrastruktur ist wichtig. Sie wäre besser, wenn sie nicht von denselben Leuten seit Jahren kaputtgespart worden wäre, die jetzt nach ihr schreien und behaupten, sie könnten die Einzelfallhilfen ersetzen! Und das Ganze zur Hälfte der bisherigen Mittel, und wenn möglich mit noch weniger Geld.

Die Mahnwache findet von 10.00 Uhr bis ca. 12.00 Uhr vor der Hamburger Landesvertretung Jägerstr. 3 statt. Bitte gute Laune und was zum Krach machen mitbringen, damit man uns endlich hört!

zur Erinnerung: Worum es geht:

In der Welt wurde am 25.1. ein Bericht über die jetzt vorgelegte gemeinsame Erklärung der Hamburger Sozialbehörde mit den Verbänden vorgestellt. Hier nachzulesen: welt-am-2512012.doc

Hier steht eigentlich alles drin.
Alles, was es bei der Problematik an Fachlichem zu bedenken gäbe, wird einfach weggewischt:

  • Ob ein Hausbesuch (gemeint ist ja wohl der sozialräumlichste aller Hilfeansätze  der Hilfen zur Erziehung, die SpFH) notwenig ist, warum er überhaupt wichtig ist, interessiert hier niemanden.
  • Die Hilfen müssen sich den Haushaltsstrukturen anpassen. So einfach ist das. Dass Hilfebedarf sich an den realen Bedarfen entlang entwickelt, wird ignoriert. Und das, während unsere Gesellschaft diese Bedarfe und ihre Ausweitung selber täglich produziert durch ihre Sozial- und Wirtschaftspolitik.
  • Das Setzen der Sozialbehörde auf einen”Vorrang von erzieherischen Regelsystemen wie Kita und Schule” wird einfach als Fakt hingenommen. Vermutlich haben auch die Träger diese fachlich höchst fragwürdige Setzung nicht infrage gestellt. 

Auch der Betrug mit dem nicht angetasteten Rechtsanspruch springt hier deutlich ins Auge.
Träger und Wohlfahrtsverbände, die die Abschaffung des Rechtsanspruches befürchtet hatten, sind jetzt beruhigt. Das Recht bleibt erhalten. Was faktisch passiert, scheint dann nicht mehr so beunruhigend.
Aber was nutzt ein Recht, das so weit an den Rand geschoben wird, dass es keiner mehr wählt bzw. wählen möchte?
Was nutzt ein Recht, dass von seinen im Gesetz klar formulierten Kontexten und Ausführungsbestimmungen als individuelle Hilfe (§27 KJHG) entfernt wird und in Zukunft einfach dadurch erfüllt werden soll, dass die Betroffenen auf mehr oder weniger gute, aber auf alle Fälle mit dieser Aufgabe hoffnungslos überforderte Angebote der sozialen Infrastruktur verwiesen werden?
Hier wird per Politik und Verwaltung die Bezeihungsarbeit, der kommunikative Kern unserer Profession, aus der Sozialen Arbeit einfach herausgestrichen.
Und hier werden KlientInnen, genau wie bei HARTZ IV, auf Angebote mit Kommstruktur verwiesen. Wenn diese nicht helfen, wenn diese mit den Ressourcen der AdressatInnen nicht kompatibel sind, wenn unsere Klientel diese Angebote nicht wahrnehmen oder nicht für sich nutzen kann, dann ist es eben ihr Pech und ihre Schuld. Sie wurden aktiviert und Schuss. Sie bekamen ja ein Angebot, damit wurde ihr Rechtsanspruch angeblich erfüllt und nun ist es ihre Sache, wenn sie trotzdem nichts damit anfangen.
So läuft das im SGB II schon länger. Im SGB VIII wird diese sozialpolitische Strategie des aktivierenden Staates gerade nachvollzogen.
Und so viele machen einfach mit und finden gar nichts dabei!

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 Mahnwache am 4.12. 2011

mehr zum Thema unter:

www.einmischen.com

http://sozialearbeit.einmischen.info

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das trojanische Pferd zeigt, was in ihm steckt

z.B. in Hessen:  Information des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes an den AK Erzieherische Hilfen

 „AK Erzieherische Hilfen

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Kolleginnen und Kollegen,

im Rahmen des Sitzung der Vertragskommission SGB XII hat der Vertreter des Hessischen Landkreistages angekündigt, das dieser kommunale Spitzenverband die „Hessische Rahmenvereinbarung für die Gestaltung der Einzelvereinbarungen über Leistungsangebote, Qualitätsentwicklung und Entgelte nach §§ 78a ff SGB VIII“ noch in diesem Jahr 2011 kündigen wird. Damit läuft die Hessische Rahmenvereinbarung zum Ende 2012 aus.
Als Gründe wurden die Reduzierung von Standards und die damit verbundenen Kosteneinsparungen angegeben.

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es ist später als gedacht – aber nicht zu spät!?

Ich hatte mich getäuscht:

Das Trojanische Pferd steht längst auf dem Festplatz mitten in Troja und wird von den Trojanern bestaunt.
Dazu bald mehr

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Ein trojanisches Pferd scharrt mit den Hufen

Die Diskussionen um das KJHG Reform ist keineswegs abgeebbt. Die Prozesse im Lande, die seit 2010 unter dem Titel: „Wiedergewinnung kommunalpolitischer Handlungsfähigkeit zur Ausgestaltung von Jugendhilfeleistungen- Änderung des Kinder- und Jugendhilferechtes“ laufen, gehen munter weiter und werden auch schon in den ersten Städten (z.B. Hamburg) erprobt.

Die KritikerInnen formieren sich. Im Blog der Internetseite „www.einmischen.com“ kann man den entstehenden Widerstandsprozess verfolgen und sich vernetzen. Auf der Homepage selber steht unter „heiße Themen“ ein zusammenfassender Bericht  über die Thematik sowie eine Stellungnahme des Unabhängigen Forums kritische Soziale Arbeit.

Die Träger und Fachverbände sagen: das ist ja alles noch gar nicht spruchreif, das muss man schon genauer betrachten, bitte nicht übertreiben, im Prinzip ja aber, aber jedenfalls nicht ohne uns, schließlich geht es ja gar nicht anders……

Die herrschende Politik in Personen der Staatssekretäre der A-Länder (das sind die SPD regierten Länder, was einen nach Hartz IV nicht unbedingt beruhigen kann) beteuert: Wir wollen den individuellen Rechtsanspruch doch gar nicht antasten. Wir wollen die Jugndhilfe verbessern.

Und das klingt dann etwa so:

„Besteht Hilfebedarf bei den Sorgeberechtigten, ist dieser grundsätzlich und vorrangig durch Verweisung in sozialräumliche Hilfsangebote oder Angebote der Familienförderung  und der Elternbildung zu erbringen. Formliche Hilfen zur Erziehung werden danach nur genehmigt, wenn im Einzelfall absehbar ist, dass sozialräumliche Hilfen keinen Erfolg versprechen und bereits gescheitert sind. Die Hilfen sollen grundsätzlich nicht als Einzelmaßnahmen innerhalb der Familienwohnung stattfinden.“ (Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration Hamburg, Mai 2011)

Der Herr, der von der Bundesregierung den Auftrag hat, die Gruppe der Staatssekretäre und ihre Arbeit zu begleiten, Dr. Wolfgang Hammer, Leiter des LJA Hamburg, hat in der neuenpraxis vom Oktober 2011 einen Artikel zur Thematik geschrieben unter dem Titel: Neue Praxis oder Paradigmenwechsel? Zur Notwendigkeit einer Weiterentwicklung der Hilfe zur Erziehung und des Kinderschutzes“. hammer-aufsatz.pdf

Das klingt gar nicht schlecht und wer in diesen Text hineinschaut, ist zunächst einmal angetan bis entzückt, wie kritisch und fachkundig Herr Hammer hier mit der Wirklichkeit heutiger Hilfen zu Erziehung umgeht. Als Kenner der Materie beruft er sich auf die professionelle Soziale Arbeit, wie sie etwa 1980 im Rahmen der Lebensweltorientierung formuliert wurde und betont die unbedingte Notwendigkeitkeit, sich wieder auf dieSozialraumorientierung zu besinnen. Wenn man weiter liest, wird immer deutlicher, worum es ihm geht und worauf er schließlich hinaus will:

 “Deshalb gilt es flächendeckend einen Paradigmenwechsel einzuleiten, der unter der Leitlinie steht: Erzieherische Unterstützung wird regelhaft durch eine wohnortnahe, alltagsentlastende unterstützende Infrastruktur geleistet. Familien sollen Unterstützungsangebote erhalten, die ihre Alltags- und Erziehungskompetenz nachhaltig stärken. Der Rechtsanspruch auf eine geeignete Hilfe zur Erziehung wird im Regelfall am wirkungsvollsten – und mit der stärkeren Beachtung der Menschenwürde – durch entsprechende Angebote der Infrastruktur erfüllt, die eine große Einzelwirkung entfalten.”

Hammer verweist auf Hamburg als Land, in dem seine Erkenntnisse schon am weitesten umgesetzt sind.
In Hamburg wurden 2011 die Haushaltsmitte für ambulante Hilfen für Familien von vormals 77 Mio. auf 15,7 Mio. runtergekürzt. Das Budget für die von Hammer so gepriesenen „Neuen Hilfen“, die  vor allem im Bereich der sozialen Infrastruktur angesiedelten Hilfen beträgt 16 Mio.

Das nenne ich Perspektivwechsel und Reform: Man schlägt euphorisch einen „neuen, fachlich so viel richtigeren Weg“ ein und spart dabei 32 Mio. Euro.

Das trojanische Pferd steht wiehernd vor dem Tor!

Ich habe mir erlaubt,  dem Gaul ein wenig unter die Hufen zu sehen.

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Schwarzbuch Soziale Arbeit die 2.

Dieser Tage ist die 2. überarbeitete und erweiterte Neuauflage des Schwarzbuches Soziale Arbeit herausgekommen.

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Ich danke meinen LeserInnen für die vielen Zuschriften, für Anregungen, Kritik und Lob. Nur dadurch hatte ich die Kraft und den Mut, das Buch zu erweitern und neu herauszubringen.Im Wesentlichen habe ich das Schlusskapitel erweitert, also die Frage „Was können wir tun?“ noch intensiver verfolgt.
Außerdem habe ich versucht, Erklärungen dafür zu finden, dass unsere Profession von der gegenwärtigen Sozialpolitik derartig leicht vereinnahmt werden konnte. Welchen Anteil hatte sie und hat sie selber an dieser Entwicklung?

Ich hoffe, auch die 2. Auflage wird von der kritischen Profession gut aufgenommen und kann  dazu beitragen, KollegInnen zum einen aufmerksam zu machen auf das, was gerade mit uns geschieht, zum anderen aber auch dazu, Sozialarbeiterinnen mutiger, zuversichtlicher und selbstbewußter werden zu lassen.
Ich denke, es lohnt, sich für unsere Profession, für diesen anspruchsvollen und erfüllenden Beruf  einzusetzen, auch wenn es schwer ist und viel Kraft kostet –  so wie es zu kämpfen lohnt für ein menschenwürdiges Leben für alle.
Beim Lesen viel Spaß, viele Aha-Erlebnisse und gute Ideen für die eigene Praxis!

wünscht Mechthild Seithe

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4.11. Mahnwache Berlin

Mahnwache zur Rettung des KJHG 4.11.2011 in Berlin

Nun ist alles soweit bei uns geklärt:          kjhg.jpg
wir werden unseren Protest gegen die Verhandlungen um die Weiterentwicklung und die drohende Aushöhlung des KJHG, die bisher hinter verschlossenen Türen stattfindet, deutlich kundtun.

Am 4.11. 2011 treffen wir uns zur Mahnwache vor der Hamburgischen Landesvertretung, Jägerstr. 1-3, 10117 Berlin)

Da das Treffen dort um 11.00 Uhr beginnt, werden wir ab 10.30 Uhr vor dem Gebäude sein. Die Mahnwache ist bei der Polizei von 10.30 Uhr bis 16.00 angemeldet.

Wir werden im Vorfeld an den Hausherrn der Hamburger Vertretung, Herrn Staatsrat Pörksen schreiben und ihm unsere Forderung auf Information, Beteiligung und Mitwirkung bei diesem, uns alle betreffenden Vorgang mitteilen.

Das Schreiben werden wir hier veröffentlichen, sobald es fertig gestellt und mit der Post an Herrn Pörksen raus gegangen ist. Über evtl. Antworten werden wir ebenfalls hier informieren.

  • Wenn unser Schreiben ernst genommen werden sollte und einige von uns dazu eingeladen werden, an der Sitzung teilzunehmen, wird trotzdem weiterhin unten die Mahnwache  deutlich machen, wie ernst es uns ist mit unserer Sorge und mit unserer Empörung.
  • Wenn man uns abblitzen lässt, wird die Mahnwache alleine dafür sorgen müssen, dass die Öffentlichkeit und die Herren und Damen hinter den verschlossenen Türen, von unserem Anliegen und unseren Forderungen erfahren.

mahnwache.jpg     Bringt heißen Kaffee mit und wer braucht, eine klappbare Sitzgelegenheit. Ein bissschen Musikmachen wäre auch nicht schlecht, es müssen ja nicht nur Trillerpfeifen und Kochtöpfe sein. Wer kann, sollte sich ein Plakat oder Transparent mitbringen (nach dem Motto: “Hände weg vom Rechtsanspruch auf Erziehungshilfe”; vielleicht findet ihr ja auch was Verständlicheres). Laut Internet wird es nicht regnen und gar nicht so sehr kalt sein. Also kommt und bringt gute Laune mit.

Bisher haben Leute aus Hamburg, aus Berlin und aus anderen Ecken des Landes ihr Kommen angekündigt. Es können ruhig viele werden.

So kommt ihr zur Landesvertretung:

U-Bahnlinien U 2 bis “Mohrenstraße” bzw. U 6 bis “Französische Straße” oder mit der S-Bahn bis Bahnhof “Unter den Linden”. Nur eine Station entfernt: der U- und S-Bahnhof “Potsdamer Platz” und der U-, S- und Regionalbahnhof “Friedrichstraße”

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Noch genauer hier

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Aufruf: kommt am 4.11.2011 nach Berlin

Achtung!

lesen! merken! weiterleiten! verschicken!

                 – und kommen!!!!!

Am  4. 11. 2011, 11.00 Uhr  (Hamburgischen Landesvertretung, Jägerstr. 4, Berlin) sollten so viele wie möglich von uns in Berlin sein. Da tagt eine Expertenrunde der Länder und Kommunalen Spitzenverbände,  um weiter und im nächsten Schritt über den Abbau der Jugendhilfe zu beraten.

Das Unabhängige Forum (www.einmischen.com) hat seit Wochen immer wieder zu diesem Thema im Blog berichtet (Kategorie: “Aushöhlung des KJHG”)
Bisher wurden alle Schritte der politischen Szene in diesem Zusammenhang unter Ausschluss der Öffentlichkeit gemacht. Wir aber wollen hier mitreden: Hände weg vom KJHG! Hände weg vom Rechtsanspruch auf Hilfe zur Erziehung! Hände weg von einer Steuerung der Hilfen zur Erziehung!

Matthias Heintz schickt uns heute den brandneuen wie brandeiligen Aufruf:

Der Prozess der Kinder- und  Jugendhilfedemontage ist in vollem Gange

– höchste Zeit sich konkret einzumischen

 Allen Interessierten an der Kinder- und Jugendhilfe dürfte die derzeitige Entwicklung im Zusammenhang mit der seit Monaten bestehenden A-Länderinitiative bekannt sein. Inzwischen ist diese Initiative, die unter anderem die Abschaffung des individuellen Rechtsanspruches plant, die das Subsidiaritätsprinzip kippen möchte und eine Kinder- und Jugendhilfe nach dem Gießkannenprinzip jetzt auch politisch und rechtlich wasserdicht machen möchte, sehr weit vorangeschritten. Die Kommunalen Spitzenverbände und die Staatssekretäre der SPD regierten Bundesländer wollen jetzt für diesen Paradigmenwechsel auch den Bund mit ins Boot nehmen.

Am 4. November trifft sich auf Einladung des Hamburgischen Senates eine sog. Expertenrunde der Länder und Kommunalen Spitzenverbände, um diesen inhaltlichen Umbau der Kinder- und Jugendhilfe inhaltlich voranzutreiben, hinter dem sich ein massiver Qualitätsabbau unserer fachlichen Arbeit und ein Abbau an Rechtsansprüchen für Kinder und Eltern verbirgt.

Alle, die den bereits vollzogenen Qualitätsabbau in der Kinder- und Jugendhilfe als inakzeptabel betrachten, sollten sich nun gegen diese weiteren Schritte zur Wehr setzen.

 Wir sind die Fachöffentlichkeit, die sich gegen einen voranschreitenden Abbau der Qualitätsstandards und der Rechtsansprüche wehrt. Wir tun dies laut und wir tun dies persönlich. Am 4. November werden wir bei diesem Treffen der A-Länderinitiative anwesend sein und uns einmischen.

 Am 4. November um 11.00 Uhr beginnt die Sitzung eines sog. „Expertenworkshops“ (siehe Einladungsschreiben auf der Einmischen-Website www.einmischen.com  der Länder und Kommunen in der Hamburgischen Landesvertretung, Jägerstr. 4 in Berlin. Lasst uns, die Fachkräfte von der Basis, Eltern, Kinder und alle an einer qualitativ gut gestalteten Kinder- und Jugendhilfe dort erscheinen. Wir werden persönlich und konkret mitreden.

Matthias Heintz, 13.10.11

 

 Wer von euch kommen kann, sollte sich hier im Kommentar oder per mail (mech.seithe@gmx.de) melden, damit wir einen Überblick bekommen, wieviele wir sein werden.

Details zum Treffpunkt und Ablauf werden wir rechtzeitig veröffentlichen.

Link  verschicken : aufruf-zum-einmischen-am-411-kjhg.doc

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Demontage des KJHG wird weiter vorbereitet

z.B. kann man es hier nachlesen:


Es gibt Leute, die halten das Ganze nach wie vor für harmlos. Ich persönlich bin davon überzeugt, dass es hier dem KJHG mit seinem Rechtsanspruch auf Hilfen zur Erziehung schlicht an den Kragen gehen soll.

Dieser Rechtsanspruch ist die einzige Chance unserer Profession in der Jugendhilfe und unserer KlienteInnen, sich auf Rechte der Klientel zu beziehen und diese im Zweifel – auch gegen das Verhalten der Verwaltung  – einzuklagen.

So eine Auffassung von Jugendhilfe entspricht nicht mehr der Auffassung von sozialen Rechten des aktivierenden Staates. Wer Rechte bekommen soll, bestimmt hier der Staat. Und der hat so seine Vorstellungen.

  • Hilfen zur Erziehung werden fachlich flach gesehen, z.B. wird die Sozialpädagogische Familienhilfe betrachtet wie eine Familienstütze, die keinerlei fachlicher Kompetenzen bedarf,
  • es wird behauptet, Hilfen zur Erziehung seinen wirkungslos, was bei den miesen Bedingungen, die die Verwaltung für ihre Durchführung zum Teil zur Verfügung stellt, niemenanden verwundert,
  • sie werden gegen Angebote der sog. präventiven Jugendarbeit inhaltlich und vor allem finanziell ausgespielt. (Wenn denen Schließungen drohen, muss man das Geld eben einfach von den „fetten“ Erziehungshilfen holen. Und da steht nur dieser blöde Rechtsanspruch im Wege.)
  • sie werden schon deshalb mit Mißtrauen betrachtet, weil sich nach Gesetz die inhaltlich fachliche Gestaltung der Hilfen bei freien Trägern dem direkten inhaltlichen Einfluss des Jugendamtes entzieht (nicht nur deshalb, aber auch deshalb wird die Steuerung der Inhalte über die Steuerung und Bremsung der Kosten versucht).

Ich halte diesen jetzt angelaufenen (und leider nur logischen) Versuch der Staatssekretäre für einen bösen Meilenstein in der Entwicklung der Sozialen Arbeit.
Wenn es nicht gelingt, das zu stoppen, fällt die Soziale Arbeit in die Zeit vor dem JWG zurück.

Wenn die PraktikerInnen der Hilfe zur Erzihung weiterschlafen, wird genau das passieren.

Wenn die PraktikerInnen der Jugendarbeit in das Horn der Politik blasen und sich gegen die Hilfen zur Erziehung stellen, werden sich die die Hände reiben, die schon lange versuchen, die Soziale ARbeit mit „teile und herrsche“ klein zu halten.

Wenn wir nicht mehr wissen, dass wir alle in ein und derselben Profession tätig sind, dass Soziale Arbeit nicht das eine oder das andere ist, sondern ein komplexes Gefüge von Ansätzen und Arbeitsfeldern darstellt, in denen grundsätzlich die gleichen Ziele und gesellschaftlichen Aufgaben anstehen, der leistet in dieser Frage Unterstützung und beteiligt sich an der Demontage nicht nur des KJHG sondern der Jugendhilfe insgesamt.

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Filmbeitrag zur kritischen Sozialen Arbeit

Der Tagungsfilm der Tagung  AUFSTEHEN  WIDERSPRECHEN  EINMISCHEN  vom Juni diesen Jahres ist fertiggestellt

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Vorspann:

Es wird Zeit, dass Soziale Arbeit anfängt, sich gegen die ihr seit Jahren zugefügte Vermarktlichung, gegen ihre fortschreitende Deprofessionalisierung sowie gegen die menschenverachtenden, sozialpolitischen Entwicklungen in unserer Gesellschaft zur Wehr zu setzen.
Deshalb haben wir diese kritische Tagung ins Leben gerufen.
150 SozialarbeiterInnen aus allen Ecken Deutschlands kamen am 17.6.2011 nach Berlin, weil sie nicht länger zusehen und schweigen wollen …

Ihr könnt ihn euch ansehen unter www.einmischen.com , Tagungsrückblick/Film

oder direkt zum Film

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