Härte hilft?

fotolia_2112135_xs.jpg

Im Dezember konnten wir in der Welt folgenden schönen Artikel lesen, der die These von der zunehmenden Bereitschaft der Gesellschaft, mit Strenge, Sanktionen und letztlich Gewalt auf junge Menschen zu reagieren, die sich nicht normkonform verhalten, deutlich illustriert. Hier noch einmal nachzulesen.
Der DVJJ (Deutsche Vereinigung für Jugendgerichte und Jugendgerichtshilfen e.V. ) hat dazu eine beachtenswerte Pressemitteilung verfasst.

Wir alle kennen den Trend, akzeptierende,  vom grundsätzlichem Respekt gegenüber anderen Menschen getragene Arbeitsanssätze der Sozialen Arbeit als Kuschelpädagogik zu diskreditieren. Eine Soziale Arbeit, die sich darauf einlässt,  outet sich als Ordnungskraft oder als Vertreterin einer Pädagogik, die Gewalt zu ihren legalen Mitteln zählt.

Ganz davon abgesehen, werden Menschen nur dann bereit sein, sich wirklich, aus eigenem Antrieb und nachhaltig, also intrinsisch motiviert zu verändern, wenn es gelingt, sie als Subjekte zu erreichen und mit ihnen gemeinsam Wege zu entwickeln, ohne ihnen das Rückgrad zu brechen oder brechen zu wollen. 
Eine Pädagogik, die davon Abschied nimmt, verzichtet auf ihren humanistischen Ansatz und ihre ethischen Grundlagen.
 
strafe-grafikb45_13.jpg
Veröffentlicht unter alte Blogbeitrage | Ein Kommentar

Corinna wieder allein zu Haus

ein alltäglicher Fall:

Corinna musste im Heim untergebracht werden. Zu Hause herrschte das blanke Chaos. Die Mutter war nicht in der Lage, für ihr Kind zu sorgen.

Corinna machte sich im Heim gut. Deshalb sah niemand ein Problem darin, sie nach 2 Jahren zu ihrer Mutter zurückzuschicken, zu der immer noch ein intensiver Kontakt bestand. Die Mutter hatte das Blaue vom Himmel versprochen: Alles würde jetzt besser und alles würde gut.Und wenn Klienten so motiviert sind, dann ist ja alles o.k.? Zumal man enorm Geld spart, wenn die inzwischen 12Jährige wieder zu Hause leben kann.

Nach 2 Jahren ist das Zeitfenster wieder für Corinna also wieder zu und das Kind kommt wieder nach Hause –  leider, ohne dass was passiert ist und ohne, dass die Mutter sich anders verhält. Sie stellt die von ihr geforderte Ordnung in der Wohnung und im Alltag nicht her, obwohl das Jugendamt es verlangt. Sie begreift nicht, was das Kind braucht und dass es sie braucht.
Das Jugendamt ist sauer und empört und versucht es mit Druck.  Es gibt einige halbherzige Versuche, aber es klappt nicht.
Die MitarbeiterInnen im Jugendamt runzeln die Stirn zucken mit den Schultern. Die eine Hälfte der MitarbeiterInnen möchte das Mädchen erst einmal wieder zurück ins Heim bringen. Die andere Hälfte ist der Meinung, dass die Mutter ihre Chance gehabt hat und nun sehen muss, wie sie und dass sie mit ihrer Aufgabe fertig wird.

Wer eigentlich fragt sich: warum macht sie es nicht? Warum schafft sie es nicht?
Wer hilft ihr, es zu lernen?
Wer hilft ihr, es zu schaffen?

Und wer erkennt die Lage, wenn es wirklich nicht geht, und rettet das Kind langfristig?

Was ist hier Aufgabe der Sozialen Arbeit?  Was könnte sie wirklich, wenn die Köpfe befreit wären von der Schere der Ökonomie im Kopf und von der Vorstellung, dass Menschen zu funktionieren haben und man sie nur anschubsen muss, damit sie es endlich tun.

Veröffentlicht unter alte Blogbeitrage | Schreib einen Kommentar

das nette Rentnerpaar von nebenan

Jemand erzählt mir von einem Rentnerpaar, das sich furchtbar aufregt über eine Familie in ihrer Nachbarschaft:
beide Eltern arbeiten nicht, hängen den ganzen Tag vor der Glotze, die Kinder wirken verwahrlost und betteln die Passanten an, die Eltern aber kassieren von Staat jeden Monat so viel Geld, dass sie es sich offensichtlich leisten können, weiterhin nichts zu tun. Denen sollte man, so meint das nette Rentnerpaar,  das Geld solange kürzen,  bis die spüren, dass es bei uns nichts umsonst gibt!

Bei der Überflutungskatastrophe im Nachbarort aber spenden die beiden Rentner eine beträchtliche Summe für die armen Familien, die ihren Besitz verloren haben und vor dem Nichts stehen. Die haben es verdient, dass man sie  unterstützt. Die können ja nichts dafür, dass sie dieses Pech hatten, nicht wahr!?

mullsucherin.jpeg

Aber die da?
So einfach ist das also: Jeder ist selber schuld und verantwortlich dafür, was aus ihm wird? Das kommt einem doch recht bekannt vor!

Aber man muss sich wirklich fragen, ob solche Gedanken erst mit dem aktivierenden Staat in die Köpfe gekommen sind. Vielleicht sollte man es so sehen: Weil solche Gedanken so verbreitet sind, hat es der aktivierende Staat bei uns so leicht.

Veröffentlicht unter alte Blogbeitrage | 2 Kommentare

Besuch bei der AKS in Dresden

Die AKS in Dresden hatte mich vor einigen Wochen im tiefen Schnee zu einer Veranstaltung ihrer Gruppe in die ev. FH Dresden eingeladen.

Es war für mich und die mit mir zusammen angereiste Studentin ein beeindruckendes Erlebnis.
Das Thema des Abends: Soziale Arbeit in einer kapitalistischen Gesellschaft. Ein schwarzer Blick“ hätte erwarten lassen können,  dass hier ein paar kritische Leute unter sich zusammen sitzen und ihre Wunden lecken.
Dem war ganz und gar nicht nicht so! Immerhin kamen über 50 Leute, Stühle mussten aus den Nebenräumen herein geschafft werden. Die Atmosphäre war solidarisch, gemütlich und gleichzeitig hell wach. Die Diskussion verlief lebhaft und bunt. Die Gruppe war sich durchaus nicht in allem Punkten einig. Aber alle Positionen wurden vorgetragen und miteinander diskutiert.Ich danke an dieser Stelle den Veranstaltern noch einma, dass ich diese Gelegeheit bekommen habe und mit diesem ermutigenden Eindruck wieder nach Hauzse feahren konnte!

Ich war im Kontext meines Schwarzbuches eingeladen worden. Der Veranstalter hatte mir im Vorfeld vier Fragen zugesandt, zu denen ich möglichst etwas sagen sollte. Dazu bin ich an diesem Abend nur in Ansätzen gekommen, denn es war viel wichtiger, dass die Teilnehmer sich äußerten und mit einander ins Gespräch kamen!

Dennoch möchte ich diese Fragen nicht einfach im Raume stehen lassen und werde mich deshalb hier im Blog dazu äußern.

zu Frage 1. Wie sieht heute moderne Sozialarbeit aus?

Modern im Sinne der herrschenden neosozialen Vorstellungen bedeutet: Erziehung und Verhaltensstraining für die einen und Verwalten und Sanktionieren für die anderen. Das heißt, voraussichtliche Versager herausfiltern….

Modern im Sinne einer heutigen, fachlich autonomen und ethisch an sozialer Gerichtigkeit ausgerichteter Sozialen Arbeit bedeutet für mich deshalb zwangsläufig: Sich gegen diese Einschränkungen wehren und die Begrenzung nicht akzeptieren, sich offensiv gegen die Teilung der Gesellschaft in erfolgversprechende und damit wertvolle und keinen Erfolg versprechende und damit wertlose Menchen aussprechen und dagegen anzuarbeiten, diese selektive Investition in Menschen als Weg brandmarken, der sozialdarwinistische Tendenzen aufweist und vielmehr die gesellschaftlichen Ursachen von individuellen Problemen deutlich aufzeigen und anprangern.

zu Frage 2. Was ist die Aufgabe kritischer Sozialarbeit heute?

storrisch.jpeg

Man kann im Kleinen in glücklichen Inseln der lebensweltorientierten Sozialen Arbeit noch gute Arbeit für Klienten machen. Aber man stößt auch hier bald an Grenzen! Moderne Sozialarbeit in diesem Sinn kann deshalb nur offensive Gegenwehr heißen! Das wäre also aus meiner Sicht die Aufgabe kritischer Sozialer Arbeit .

zu Frage 3. Was darf eine kritische Soziale Arbeit auf keinen Fall mitmachen? Wo liegen die Grenzen?

Soziale Arbeit muss in der Lage sein, bei ihrer Arbeit im Sinne der sozialpädagogischen Fachlichkeit vorzugehen (Ergebnis offen, Methoden offen). Dafür braucht sie z.B. entsprechende Zeitkontingente. Sie sollte sensibel sein für Prozesse, in denen Partizipation zum Formalismus oder gar zu einer Bringeschuld der Klienten wird.

Sie mus von ihrer wissenschaftlich und ethisch geleiteten autonomen Fachlichkeit ausgehen und sollte bei Aufgaben mißtrauisch sein, bei denen von einer fachfremden Instanz Wege und Ziele vorgegeben sind (z.B. Fallmanagement).

Soziale Arbeit sollte sich verweigern, wenn es darum geht, Menschen abzustempeln, zu sanktionieren auszusondern, abzuqualifizieren und ihnen für ihre Probleme im Sinne einer angeblichen Eigenverantwortung Schuld zu zu weisen.
Sie sollte sich Sanktionen und Methoden die Druck und Überredung anwenden verweigern.
Soziale Arbeit sollte sich keinen persönlichen oder strukturellen prekären Arbeitsbedingungen beugen (z.B. Stellen annehmen mit Unterbezahlung).

Aber all das, solche und andere Zumutungen sollte man nicht im Stillen bekämpfen sondern gelichzeitg öffentlich skandalisieren!

zu Frage 4. Bedeutet die aktuelle Aktivierungspolitik  für die Soziale Arbei ein Dilemma?

Ich denke ja, ein Dilemma insofern, als man sie weder ignorieren noch umgehen kann.
Wenn Soziale Arbeit sich nicht dagegen wendet, nicht deren eigentliche Ziele aufdeckt und anprangert, wird sie unweigerlich mit in diesen neosozialen Sog hineingezogen und reproduziert selber die Aktivierungspolitik.

 

Veröffentlicht unter alte Blogbeitrage | Schreib einen Kommentar

zu Weihnachten ein paar Leute mit verräterischen Mützen

uzfest05.jpg

Leider fehlt das Schaf „Soziales“ in dieser Karikatur, aber das ist vielleicht schon  geschlachtet und zum Ausbluten aufgehängt?

Veröffentlicht unter alte Blogbeitrage | Schreib einen Kommentar

Danke und erholsame Tage!

wintergruss-web.jpg     Ich nutze die Sitte, zu Weihnachten alle zu grüßen, die einem am Herzen liegen, um den LeserInnen dieses Blogs zu danken und gleichzeitig anzuregen, dass Sie sich auch mal selber per Kommentar einzubringen und z.B. von den alltäglichen Skandalen in unserer Arbeit, vor allem aber auch von gelungenen Versuchen, sich zu wehren, berichten und Einlass in unser „Spinnennetz“ einzufordern.

Denjenigen, die mir wegen meines Schwarzbuches begeistert und kritisch geschrieben haben, gilt mein besonderer Dank. Ich freue mich über die Maßen darüber, dass dieses Buch offenbar etwas geschafft hat, was ich mir so gewünscht habe:
„Es ist so vieles darin gebündelt und in Worte gefasst, was mir in den vergangenen ca. 5 Jahren begegnet ist und mir zunehmend ein ungutes bis beängstigendes Gefühl gemacht hat,“ so schrieb z.B. gestern ein Leser.

Ein gutes neues Jahr wünsche ich allen, die bereit sind, nicht mehr wegzuhören und sich etwas vorzumachen.
Deshalb schon heute eine Vorankündigung in eigener Sache:
Ich plane mit einer Sozialarbeiterin aus Berlin zusammen für den 17. und 18. Juni 2011 eine Tagung: „aufstehen, widersetzen, einmischen“ – gemeinsame Wege aus der neosozialen Falle“ in Berlin
Die Tagung soll vor allem den TeilnehmerInnen Gelegenheit geben zum Erfahrungsaustausch und zur Diskussion gemeinsamer Wege nach vorne.
Mehr Informationen kommen.

Veröffentlicht unter alte Blogbeitrage | Schreib einen Kommentar

20 Jahre KJHG – ein Grund zum Feiern?

Letzte Woche war ich auf Einladung der AGJF Sachsen (Arbeitsgemeinschaft Jugendfreizeitstätten Sachsen) zu einer Tagung in Grimma.

Hier wurde des Jubiläums unseres KJHGs, oder wie man heute nur noch zu sagen pflegt, des SGB VIII, gedacht. Die Zuhörerinnen waren sich mit der Mehrheit der Vortragenden einschließlich mir einig, dass wir keinen wirklichen Grund haben, zu feiern.

Die Tagung stand unter folgender Fragestellung:
„Das KJHG, heute SGB VIII, eröffnet vielfältige sowie moderne, auf Entfaltung und Prävention ausgerichtete Handlungsmöglichkeiten für die Aufgaben und Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe. So sind 1990 die Macher des KJHG angetreten um soziale und individuelle Frage- und Problemstellungen bewältigen zu können. Nach 20 Jahren Wirksamkeit dieser Gesetzgrundlage in den neuen Bundesländern gilt es zu überprüfen, wie die vorhandenen Ansätze und Zielsetzungen des KJHG in der Praxis der Jugendhilfe umgesetzt wurden und werden“.

Hier das Fazit meines Beitrages:

  • Das KJHG wird in der gegenwärtigen Praxis in seinem Geist nicht ernst genommen und z. T. konterkariert.
  • Das Konzept der Lebensweltorientierung wird ad absurdum geführt.
  • Der aktivierende Staat nimmt die Begriffe auf (z.B. Aktivierung) und verändert und verfälscht sie. Viele fallen darauf herein und denken, jetzt endlich sei der Durchbruch der Lebensweltorientierung gelungen.
  • Die „Dienstleistungen“ kommen nicht selten unter Druck und Sanktionen zustande mit der Drohung, einer Strafe, bei unterlassener Mitarbeit.
  • Das KJHG gilt in der Praxis zunehmend als ein Luxus-Gesetz. Es ist ein Gesetz, keine Empfehlung, aber es wird gehandelt, als würde es Utopien beschreiben: Ein bisschen Soziale Arbeit reicht angeblich auch aus.

Im Ergebnis einer langen, gesellschaftlichen Diskussion waren im KJHG bereits Standards formuliert worden, die die Soziale Arbeit als eine sozialpädagogische Kraft ausgewiesen und sie auf hohe Fachlichkeit und humanistische Ethik verpflichtet haben.

Aus meiner Sicht geht es nun darum, 20 Jahre nach Inkrafttreten des KJHG, seine Konzepte und Zielsetzungen lautstark und gezielt gegen den Mainstream und gegen die Vorstellungen des aktivierenden Staates einzufordern und zu erkämpfen.

 

Veröffentlicht unter alte Blogbeitrage | Schreib einen Kommentar

Fachlichkeit – Opfer der Ökonomisierung

Ein alltäglicher Fall:

Der Vater von zwei Kindern – Tochter 16, Leukämie, magersüchtig und vor allem voll in der Pubertät,  Sohn, 11, ADHS, nicht beschulbar – ist nach dem Tod seiner Ehefrau vor 2 Jahren ziemlich überfordert. Obwohl er emotional alles für seine Kinder gibt, bekommt er weder eine wirkliche Struktur in die Familie, noch ist er in der Lage, den Kindern in dieser Situation wirklich zu helfen.
Irgendjemand hat ihm von der Möglichkeit einer Familienpflegerin erzählt. Das Jugendamt ist bereit, Familienpflege nach § 2o KJHG zu gewähren.
Die Familienpflegerin, die dafür eingestellt wird, hat schon nach kurzer Zeit kalte Füße: Sie ist völlig überfodert mit der Situation. Sie sieht sehr wohl, dass hier mit Familienpflege nicht geholfen ist. Es wäre hier Sozialpädagogische Familienhilfe mehr als angebracht. Ein tapferer Versuch, das gegenüber der Teamleiterin zu thematisieren, führt immerhin zu einem tapferen Versuch, diese Rückmeldung an das Jugendamt weiterzugeben.

Was passiert?

Das Jugendamt blockiert und argumentiert,  der Vater wollte ja eine Pflegerin und außerdem sei dies ja wohl auch kostengünstiger.

Der Träger schweigt darauf hin, denn er möchte nicht an dem Ast sägen, auf dem er sitzt.

Der Fall wird in dieser Weise noch viele Jahre auf der Stelle stehen, die Biografien der Kinder werden weiter problematisch verlaufen und wohl auch immer problematischer werden

und: es entstehen sinnlose Kosten, die keinem entsprechenden Ergebnis gegenüberstehen.

Messmer spricht in solchen Fällen von einer Steigerung der Sozialkosten durch den Effekt der „Opportunitätskosten“,  die entstehen, wenn die Versuche, die Kosten zu dämpfen, zu suboptimalen Entscheidungsvorgängen geführt haben, die selber wieder Kosten verursachen, die hätten vermieden werden können.(vgl. Messmer 2007, Jugendhilfe zwischen Qualität und Kosteneffizienz ; vergleiche auch Seithe 2010, Schwarzbuch Soziale Arbeit, S. 98)

Veröffentlicht unter alte Blogbeitrage | Schreib einen Kommentar

Unsere tägliche Tafel gebt uns heute….

Es weihnachtet sehr. Wir sitzen bei Schwägerin und Schwager im gemütlichen Wohnzimmer, nach einer üppigen Kaffeetafel und plaudern.

tafel1.jpg

„Was hälts du eigentlich von den Tafeln?“, fragt mich meine Schwägerin. Ich sage, was ich davon halte. Nichts. Ich schäme mich für unseren Staat, dass er so etwas notwendig macht. Meine Verwandtschaft ist leicht irritiert. „Aber da können sich diese Menschen doch einmal sattessen. Was soll daran falsch sein? “ Ich schäme mich für unsere Bevölkerung, die sich daran gewöhnt hat, dass jetzt Mildtätigkeit und Barmherzigkeit die Lücke füllen sollen, durch die sich der Sozialstaat verabschiedet hat…
„Warum gibt es Arme und Reiche, Mama“, fragte neulich ein Kind in einer Kita. Und die Erzieherin wußte die Antwort: Das hat der liebe Gott so eingerichtet, damit die Reichen sich in Liebe und Barmherzigkeit üben dürfen.“

Ich denke an das Zitat von Margalith:

„Eine Gesellschaft, in der die Bedürftigen ein Anrecht auf Unterstützung haben, ist grundsätzlich weniger entwürdigend als eine Gesellschaft, die auf Barmherzigkeit beruht“ (Margalith 1998, S. 276).

Veröffentlicht unter alte Blogbeitrage | Schreib einen Kommentar

bei PISA nichts Neues

Als 2001 der erste PISA-Test Deutschland schockierte, war es am allerwenigsten diese Nachricht:
„In kaum einem anderen vergleichbaren Land ist der Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Schulleistungen so groß.“
Und heute heißt es : „In Deutschland beträgt der Leistungsunterschied zweier Schüler mit einem ähnlichen Hintergrund im Extremfall über zwei Schuljahre – je nach dem, ob sie auf eine Schule mit einem sozial günstigen oder ungünstigen Umfeld gehen. In keinem anderen Land hat dieser Faktor einen derart starken Einfluss.“
Das bedeutet doch, in keinem der 65 Ländern ist die Gesellschaft so wenig darum bemüht, den Kindern eine Chance zu geben, die aus sozial benachteiligten Familien, aus problematischen Milieus kommen.  Unsere Schullandschaft reproduziert die bestehende soziale Ungleichheit seit Jahrzehnten und verschärft sie noch. Die Gesellschaft wird immer mehr gespalten. Demnächst oder auch heute schon gibt es die guten Migranten, die sich integrieren, deren Kinder aufgeholt haben und die, die sich zu denen gesellen, die  außen vor  bleiben.

Alle lächeln und freuen sich scheinheilig darüber, dass die SchülerInnen in Deutschland angeblich nun in der ersten Liga spielen.
Und wieso kümmert keinen dieses Armutszeugnis der hoch signifikanten Abhängigkeit von Milieu und Schulleistung? Die Bundesregierung spricht vom zukünftigen Bildungsland Deutschland. Es soll viel getan werden?

Für wen?

Veröffentlicht unter alte Blogbeitrage | Schreib einen Kommentar