Fragen der Studierenden (1)

bei unserer Veranstaltung soll es nicht einfach um eine Infomationsveranstaltung zum Thema Gewerkschaften und Berufsverband gehen. Die sind unsere Gäste und von Ihnen wollen wir einiges wissen. Mit ihnen wollen wir diskutieren:
Z.B.

  1. Sind wir als SozialarbeiterInnen zum Prekariat abgestempelt?
    Wie können wir uns zur Wehr setzen gegen prekäre Arbeitsverhältnisse?

    • Wer schützt mich?
    • Wer unterstützt mich?
    • Wer setzt sich für meine Rechte ein? Wo kriege ich Hilfe?
    • Wie könnte eine Unterstützung durch diese Verbände für uns aussehen?
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Erfahrungen aus den Tiefebenen der Politikabstinenz

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Wie kann es heute gelingen, werdende Soziale ArbeiterInnen wieder für politische Fragen und für kritische Positionen aufzuschließen und die Bereitschaft zu unterstützen und zu fördern, sich zusammen gegen das zu wehren, was man nicht akzeptieren kan?

Ich habe vor einem Jahr begonnen, an unserer FH einen Schritt in diese Richtung zu tun. Wir haben vor ca. 2 Jahren als geschlossene Fachgruppe Soziale Arbeit eine Zukunftswerkstatt gestartet, über die ich hier ausführlich berichtet habe. Danach war zwar in vielen Seminaren Manches Thema, was vorher kaum denkbar war und es wurden immer wieder Diskussionen geführt  über die Frage, was eine Politisierung der Sozialen Arbeit und der Sozialarbeitenden eigentlich bedeuten würde. Aber alles blieb nur im Seminarrahmen.

Irgendwann im letzten Jahr habe ich dann versucht, anknüpfend an das große Interesse an der damaligen Zukunftswerkstatt und an einem meiner Seminare mit dem schönen Titel: „Aktivierung- oder wie man in alte sozialpädagogische Schläuche neoliberalen Essig füllt““, Studenten zu einer Arbeitsgruppe zu anzuregen, die sich um weitere  Schritte Richtung Aktivierung  (in unserem Sinne) der Studierenden bemüht.
Von Anfang an bestand die Idee, eine Veranstaltung zu organisieren, bei der Studierende u. a. mit VertreterInnen des Berufsverbandes und der Gewerkschaften diskutieren könnten, welche Möglichkeiten für gemeinsame, kritische Zusammenarbeit entwickelt werden können: jetzt, im Studium und vor allem in der Zeit nach dem Examen, nämlich in der Praxis.
Schon bei den ersten Überlegungen wurde deutlich: wenn die anderen Kommilitonen erreicht werden sollen, müssen Wort vermieden werden, die heute offenbar abschreckend wirken: also Worte wie „kämpfen“,“Gewerkschaften“, selbst das Wort „Politik“. Anknüpfen müsse man, so die StudentInnen, an der ganz persönlichen Betroffenheit, an der Angst, später im Berufsleben als isolierte Einzelkämpfer unter die Räder zu kommen, im Prekariat zu enden oder Soziale Arbeit unter Bedingungen machen zu müssen, die eine qualifizierte und für Klienten parteiliche Arbeit gar nicht ermöglichen.  Das haben wir nun also versucht.

Nächste Woche wird  diese Veranstaltung stattfinden. Unsere Gäste sind eingeladen und werden kommen. Wir haben im Fachbereich ausführlich für diese Veranstaltung geworben und uns viele Gedanken um die Gestaltung und den Ablauf gemacht – und was danach vielleicht möglich sein wird.

Ich habe mich, als Professorin, immer wieder versucht, weitgehend aus den Aktivitäten zurückzunehmen und die Verantwortung und die Initiative den Studierenden zu überlassen. Das ging nicht immer. In den ersten Monaten war es fast unmöglich, mit den noch übrig gebliebenen, zwar  hoch motiviertenaber arbeitsmäßig total überlasteten StudentInnen überhaupt mal einen gemeinsamen Termin in der FH zu finden. Und wenn wir einen gefunden hatten, musste der erste schon nach einer halben Stunde wieder gehen und der nächste konnte erst nach einer dreiviertel Stunde dazustoßen…. Die zunächst sehr schleppenden Rückmeldungen von Seiten der angesprochenen Gewerkschaften und des DBSH frustierten und enttäuschten die Studenten außerdem sehr.

Irgendwann hatte ich die glorreiche Idee, meinen Samstag Morgen zu opfern und als Termin – mit Arbeitsfrühstück – in meinen 4 Wänden anzubieten. Siehe da, da konnten sie alle.
Fortan wurde die Arbeit gezielter, die Absprachen im Forum unseres Stud IP wurde dichter, verlässlicher und schneller, jeder übernahm verantwortlich Aufgaben die auch prompt erledigt wurden. Unser Werbeplakat ist schön geworden, auffällig, ungewöhnlich und interessant. Die StudentInnen, die ursprünglich in der AG mitgemacht hatten, trudeln allmählich wieder ein. Unser Fachbereichsrat hat die Veranstaltung empfohlen und angeordnet, dass keinem Studierenden die Teilnahme zum Nachteil werden darf (etwa, wenn er dafür ein Seminar nicht besuchen kann)….

Wir sind gespannt.

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Schwarzbuch Soziale Arbeit da

Hallo liebe Freunde und LeserInnen dieses Blogs, die ihr von nah oder ferne mit verfolgt habt, wie ich in den letzten 2 Jahren an meinem „Schwarzbuch Soziale Arbeit“ geschrieben habe. Das Buch ist jetzt auf dem Markt.

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Thema: Die Veränderungen und Zumutungen für die Soziale Arbeit durch Ökonomisierung und den aktivierenden Staat.
Wenn man so will, ist es mein „Schwanengesang“ auf eine lange Berufszeit im Bereich Soziale Arbeit. Gleichzeitig ist es ein Versuch, mich in die kritische Diskussion um den gegenwärtigen Zustand der Sozialen Arbeit einzubringen und sie für Studierende und PraktikerInnen erfahrbar und verständlich zu machen. Ich hoffe, dass die sozialpädagogischen WissenschaftlerInnen mir meine pupulär-wissenschaftlichen Ambitionen verzeihen. Ich denke aber, dass dieses Buch neben seinen anschaulichen Elementen (Beispiele und eigene Erfahrungen aus meiner 18 jährigen sozialpädagogischen Praxis) auch eine Menge zur theoretischen Diskussion beiträgt.

Das Buch enthält u. a. ca. 50 anonymisierte Praxisbeispiele, die u.a. von Studierenden unseres Fachbereiches zusammengetragen wurden.

 

22,50 Euro, 300 Seiten            

ISBN-10: 3531154923;  ISBN-13: 978-3531154923,

 

Inhalt:

Soziale Arbeit – was ist das eigentlich?

Persönliche Erfahrungen

1.1 Aufgaben- und Problemstellungen

1.2 Ein kritischer und selbstkritischer Blick auf die Außenwahrnehmung der Sozialen Arbeit

1.3.Geschichte der Sozialen Arbeit

1.4 Die Profession Soziale Arbeit

1.5 Soziale Arbeit zwischen Menschen und System

1.6 Was professionelle Soziale Arbeit leisten kann

1.7 Soziale Arbeit und Ökonomisierung – ein Ausblick

 

 2 Veränderte Gesellschaft: Der Markt ist alles

PersönlicheErfahrungen                                                                                                                                                                             

2.1 Der Markt übernimmt die Regie

2.2 Folgen der gesellschaftlichen Veränderungen für die Menschen

2.3 Folgen der Veränderungen für sozial Benachteiligte

 

3 Die Ökonomisierung der Sozialen Arbeit

Persönliche Erfahrungen

3.1 Chancen der Ökonomisierung aus Sicht der PraktikerInnen

3.2 Die Vermarktlichung der Sozialen Arbeit

3.3 Effektivität, Effizienz und Kostensenkung als zentrale Ziele

3.4 Folgen von Effizienzdominanz und Kostendämpfung für die Praxis

3.5 Verbetriebswirtschaftlichung der Sozialen Arbeit

3.6 Wirkung, Ergebnisqualität und Evidenzbasierung

3.7 Effiziente und ineffiziente Kunden eines Marktproduktes

 

 4 Aktivierungspolitik und Soziale Arbeit

Persönliche Erfahrungen

4.1 Der aktivierende Sozialstaat

4.2 Umdeutung sozialpädagogischer Grundbegriffe

4.3 Bruch mit dem Gesellschafts- und Menschenbild der Aufklärung

4.4 Abkehr von Klientenorientierung und Parteilichkeit

4.5 Leugnung gesellschaftlicher Ursachen von individuellen Problemlagen

4.6 Entwissenschaftlichung der Sozialen Arbeit

 

 5 Was wird aus der Profession Soziale Arbeit?

Persönliche Erfahrungen

5.1 Veränderungsdruck und Bewältigungsstrategien

5.2 Forderungen für eine offensive Professionspolitik

5.3 Widerstand und Handlungsmöglichkeiten

5.3.1 Berechtigte Kritik oder die Verfechter des ewig Gestrigen?

5.3.2 Verantwortung der kritischen Wissenschaft

5.3.3 Strategieebenen kritischer Sozialer Arbeit

5.3.3.1 Reflexivität

5.3.3.2 Beharren auf sozialpädagogischen Positionen

5.3.3.3 Repolitisierung der Sozialen Arbeit

5.3.4 Von der Reflexivität zum politischen Handeln

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stell dir vor, es gäbe Krieg und keiner ginge hin….

Heute muss man träumen: ‚Stell dir vor, es gibt eine Demo gegen den Afghanistankrieg und alle kommen….‘

3 Tausend sollen es gestern in Berlin gewesen sein. Auf dem August Bebel Platz wäre Platz für die 10fache Menge Menschen gewesen….

leerer-platz-klein-2.jpgda hätten noch massenhaft Demonstranten Platz gehabt…

Mit der großen Menschenkette eine Woche früher in Dresden gegen die Nazis ist das alleine nicht zu erklären. Es ist anders: Keiner interessiert sich dafür, keiner hält es für seine Sache.

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Am Rande der Demo: Berlin kehrt den Winter raus und kümmert sich einen Dreck für den Krieg in Afghanistan

Überall kann man es hören, sogar in unserem Radio: der militärische Einsatz behindert die  humanitären Hilfseinsätze in Afghanistan. Aber das kümmert die offizielle Politik der USA und auch unserer schwarz-gelb gestreiften Regierung samt SPD und Grüne nicht im Geringsten. 40% der von westlichen Soldaten ausgebildeten afghanischen Soldaten desertieren. Na so was? Wollen die vielleicht gar nicht, was der Westen für sie vorgesehen hat? Die Informationen über Afganistan waren umwerfend, allein wegen des Geldes, das im Spiel ist. Der Krieg kostet soviel, dass von diesem Geld locker die Gesundheitsreform in den USA bezahlt werden könnte, dazu die Slums der Welt zu anständigen Wohnorten umgebaut werden könnten,  von einer Verbesserung der deutschen Bildungslandschaft und einer Sicherung der Mindestlöhne und einer Steigerung der Sozialhilfesätze im Sinne des Bundesverfassungsgerichtes ganz zu schweigen.
Aber die Kassen sind bekanntlich leer. Die Soziale Arbeit kämpft um jeden Cent, das Sozialsystem, auch im heutigen maroden Zustand, gilt als unbezahlbar. Ei, wo ist das ganze Geld denn hin? Alles in die Schweiz abgewandert, der Rest verzockt auf höchster Ebene der Finanzwelt? Nein, es ist noch immer viel Geld da, aber es wurde einfach mal anders verteilt. Der Bundeswehrhaushalt ist größer als je zuvor, viel größer, als zu Zeiten des kalten Krieges.

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Studentin aus Berlin zog Verbindungen zwischen dem Bildungsstreik und dem Krieg in Afghanistan

Aber es scheint niemanden weiter aufzuregen. So wie es eben in der Sozialen Arbeit auch niemanden weiter aufzuregen scheint, wenn wir auf einmal Menschen an den Rand drängen sollen, wenn wir nur noch für die Zeit und Geld bekommen, die sich lohnen? Ein merkwürdiger Fatalismus hat sich in diesem Land ausgebreitet. „So ist es eben. Man kann doch nichts machen ….“

Der letzte Redner auf dem Bebelplatz, Herr Dr. Drewermann

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deutliche Worte kamen von Dr. Drewermann

zitierte Wolfgang Borcherts Appell gegen den Krieg, den er 1946 – tot krank –  unter dem Eindruck des zerstörten Deutschland und der Verbrechen und des Elends des 2. Weltkrieges geschrieben hat:
„Du. Mann an der Maschine und Mann in der Werkstatt. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst kleine Wasserrohre und keine Kochtöpfe mehr machen – sondern Stahlhelme und Maschinengewehre, dann gibt es nur eins: Sag  NEIN!! “ ….

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Borchert zählt hier alle möglichen Berufe und gesellschaftliche Stellungen auf. Alle beschwört er, nein zu sagen. Hinzufügen sollte man:
„Sozialarbeitende, wenn es heißt, erzieht die Menschen zu solchen, die, allein gelassen, für sich selber verantwortlich sind und zu solchen, die nicht mehr danach fragen (dürfen und können), woher die Probleme kommen, unter denen sie zu leiden haben und zu solchen, die bereit sind, die  Interessen der sie am Leben erhaltenden Wirtschaft und der Mächtigen dieser Gesellschaft am Hindukusch zu verteidigen, sagt nein!“

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wenn der Berg nicht zum Propheten kommt….

Immer wieder sind wir in den letzten Semestern darauf gestoßen, dass unsere Studierenden so gut wie nichts wissen über eine für sie mögliche politische oder auch nur berufsständige Interessenvertretung als zukünftige Sozialarbeitende. In der Zukunftswerkstatt im letzten Jahr wurde das diskutiert und es entstand die Idee, eine Veranstaltung zu organisieren, zu der VertreterInnen der Gewerkschaften und des DBSH eingeladen würden.
Über meine Kontaktaufnahme mit VertreterInnen dieser Oraganisationen habe ich hier schon berichtet. Von den Gewerkschaften hat nach wie vor niemand reagiert. Der zuständige Vertreter des DBSH hat seine Bereitschaft erklärt. Auf dem Bundeskongress wurden die nachfragenden Studenten beim DBSH Stand und bei den Gewerkschaften mit Informationsschriften und Werbetassen  beglückt. Zu einer Veranstaltung ist es noch immer nicht gekommen.
Ich halte es zwar für unsere Aufgabe als HochschulehrerInnen, solche Informationen zu vermitteln solche Themen anzusprechen. Ich habe das jetzt z.B. bei Erstsemestern versucht und hatte den Eindruck, sie hielten mein Anliegen für merkwürdig wenn nicht sittenwidrig. Interessenvertretung und politische Organisation scheint für die Soziale Arbeit in der Praxis wie in der Ausbildung heute ein Fremdwort.
Wir könnten diese Veranstaltung als offizielle Hochschulveranstaltung sicherlich hinkriegen. Ich müsste nur, statt schlicht zu mailen, die Anschreiben  mit Briefkopf und der Unterschrift der Dekanin versehen und damit hochoffiziell an die VertreterInnen schreiben. Dann kämen sie vermutlich ohne Weiteres. Aber letztlich ist dies eine Angelegenheit der Studierenden selber. Aber mir scheint es sinnvoller, wenn die GewerkschaftsvertreterInnen und der Berufsverband von Anfang an merken, dass hier Studierende, zukünftige Sozialarbeitende Anliegen haben, Fragen und Diskussionsbedarf und dass sie mit ihnen ins Gespräch kommen wollen. Deshalb scheint es mir viel besser, wenn sie auch von Studierenden angesprochen und eingeladen, befragt und in Anspruch genommen werden.
Ich hatte an ca. 100 Studierende eine Einladung für ein erstes Treffen zur Vorbereitung geschickt. 6 kamen. Immerhin. Und wir haben beschlossen, das Ding gemeinsam in die Hand zu nehmen. Leicht wird das nicht. Es ist schon ein große Leistung, mit 7 Leuten einen gemeinsamen Termin für ein nächstes Treffen hinzukriegen .

Inzwischen sind es noch 4 Studierende. Aber unsere Planung ist jetzt schon ziemlich konkret. Ver.di und der DBSH haben inzwischen  ihre Teilnahme zugesagt…

Wenn der Berg nicht zum Propheten kommt, muss eben der Prophet zum Berg gehen…..

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eigentlich schade…

Es ist eigentlich schade, dass mein Schwarzbuch jetzt fertig ist (wird im Februar bei VS erscheinen) und ich neue Beispiele, die mir SozialarbeiterInnen und StudentInnen erzählen, nicht mehr einarbeiten kann. Denn alles was ich so höre: es wird nicht besser, es wird immer schlimmer!  Meine Beispiele im Schwarzbuch sind keine traurigen Ausnahmen, sondern offensichtlich vielleicht sogar noch vergleichsweise nette Geschichten.

Heute erzählt mir eine Studentin, dass ihr Träger ihr untersagt, für ein Praxisprojekt, das sie unentgeltlich und aus freien Stücken in den Ferien in einer Tagesgruppe durchzuführen bereit ist, nur drei und nicht wie gewünscht fünf Kinder in ihre Kleingruppe einzubinden. Angesichts der gewählten Methode und des heiklen Themas (häusliche Gewalterfahrungen bei den Kindern) wären drei Kinder ausreichend, fünf machen die Situation unübersichtlich und wahrscheinlich auch weniger erfolgreich. Aber das sind keine Argumente für den Träger. Denn: eine so kleine Gruppe kann er nicht in seinem Finanzierungskonzept durchsetzen.
Fragt sich man sich: Wieso Finanzierungskonzept? Werden unbezahlte Tätigkeiten von Praktikantinnen schon in die Finanzierungskonzepte eingearbeitet?  Es sieht ganz so aus. Mit der kostenfreien Arbeit von Praktikantinnen wird in allen Praxisstellen schließlich gerechnet.

Aber darüber wundert sich meine Studentin schon gar nicht mehr und auch darüber nicht, dass fachliche Argumente, auch der Hinweis auf die vermutlich geringere fachliche Effektivität, offensichtlich überhaupt keine Bedeutung mehr zu haben scheinen.
Das Geld regiert die Praxis, zu diesem Schluss kommt sie nach einem Jahr Praxiserfahrung.

Kein Wunder denke ich, wenn Wohlfahrtsverbände gezwungen sind, sich wie Unternehmen am Markt über Wasser zu halten.  Es bleibt ihnen nichts anderes mehr übrig, als sich auch wie Unternehmen zu verhalten.
Wer setzt dagegen?
Wenn Kaffeemaschinen billig produziert werden, dann wird zumindest die Macht des Kunden eine Grenze darstellen für die Absenkung der Produktqualität.
Aber wer tut das bei uns? Wer merkt überhaupt, wenn unsere Arbeit keine Wirkungen zeigt, weil die Bedingungen nicht reichen und wenn wir stattdessen vielleicht sogar Bruch erzeugen?
Ganz sicher wird niemand die kleinen KlientInnen meiner Studentin fragen, was das Projekt für sie gebracht hat.
Aber unter uns: geht es dem Träger dabei überhaupt um ein Ergebnis für die Kinder? Wird meine Praktikantin nicht einfach nur gebraucht, um für die Ferienzeit die flickenhafte Personaldecke  nach außen zu vertuschen?

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Zukunftswerkstatt

30 Studierende haben am Wochenende (14./15.11.08) in der Zukunftswerkstatt Soziale Arbeit an der FH Jena diskutiert und sich die Köpfe heiß geredet.

Was kam dabei heraus?

In einem Brainstorming wurden am Anfang der Wochenendtagung Themen und Probleme aus der Praxis gesammelt, von denen die Studierenden meinten, dass sie mit der Ökonomisierung Sozialer Arbeit und dem schlechten Image Sozialer Arbeit zusammenhängen.

Hier die Themenliste:

Prekariat Soziale Arbeit

  • Befristung
  • Teilzeit
  • Geringfügige Beschäftigungen,
  • geringe Bezahlung
  • Prekariat des fachlichen Nachwuchses, Neue bekommen verknappte Stellen
  • Praktikanten ersetzen Vollzeitkräfte und das ohne Entlohnung
  • Mehr Zeit für Fachlichkeit nötig
  • Bezahlung, Haustarife, Anlehnung an Tarife,
  • lauter verschiedene Bezahlungen, wünschen sich Einheitstarif verpflichtend für alle Träger und  bei allen Aufgaben
  • Arbeitsverträge sehen unbezahlte Zusatzarbeit von 10 Stunden vor und verpflichten zum das Einwerben Ehrenamtlicher


Soziale Arbeit als Exklusionsverwaltung

  • Kundenbegriff ungeeignet
  • Exklusionsverwaltung
  • Nicht vorhandene Niedrigschwelligkeit
  • Verschiebepraxis, Heime schicken in Psychiatrie ohne zwingenden Grund, dann in neues Heim,
  • Motivierungsarbeitwird nicht bezahlt, Klienten wird nicht hinter her gefahren, Termine, die ausfallen, weil Klienten nicht wollen oder können werden nicht als Arbeitszeit bezahlt
  • Letztlich wird dieses Risiko, das substantiell im Interesse der Klientel zur Sozialen Arbeit gehört, nicht mehr bezahlt,
  • oder auf den freien Träger abgewälzt und damit zunehmend einfach nicht mehr praktiziert.
  • Damit wird ein großer Teil der Klienten wird nicht mehr erreicht – es sei denn durch Zwang wie Arge
  • Nicht vorhandene Niedrigschwelligkeit,
  • früher das Schlagwort zum Thema Bürgernähe und Kundenfreundlichkeit,
  • Zugänglichkeit erschwert
  • Bürgernähe durch Verwaltungszusammenschlüsse abgebaut, nur noch Bürgerbüro für grobe Anträge, keine Beratung, spärliche Sprechstunden

Gesellschaftliche Ebene

  • Soziale Arbeit hat keine Lobby
  • Ungerechte Verteilung von Mitteln, kaum Geld für Jugendhilfe
  • Kaum Geld für die Soziale Arbeit
  • Gesellschaft findet die Soziale Arbeit unnötig und sinnlos
  • Legitimationszwang
  • Permanente Legitimation nötig
  • Rechtfertigung, Transparenz, Argumentation nötig
  • Kampf um finanzielle Mittel
  • Keine Lobby

 

Effizienz statt Hilfe

  • Qualitätsmanagement bedeutet: weniger Zeit für Klienten,
  • Sozialarbeiter gleich Sozialmanager, was tun wir inzwischen eigentlich?
  • Es werden zum Teil ungeeignete Hilfen installiert, weil sie kostengünstiger sind, ambulante vor,
  • Bestimmte Hilfen zur Erziehung werden aus Kostengründen nicht mehr bewilligt,
  • Herumdoktern am Klienten aus Kostengründen, nicht das Richtige machen,
  • Stationäre Angebote werden unter finanziellen Gesichtspunkten ausgesucht,
  • Vorzug der ambulanten Hilfen aus Kostengründen,
  • In Kaufnahme von Kindeswohlgefährdungen
  • Ritalin als Ersatz für 1:1Betreuung,
  • Quantität statt Qualität,
  • besondere Rechtfertigung gefordert, wenn § 34,
  • Effizienzgedanke im Jugendamt
  • Zielvereinbarungen mit Mitarbeitern für mehr Effizienz,
  • Mitarbeiter im JA bekommen Dienstanweisungen, die gegen das geltende gegen das Gesetz (KJHG) verstoßen.


 Verlust von Fachlichkeit, Verknappung der Zeit für fachliche Arbeit

  • Personalschlüssel im Bezug auf Klientenzahl mangelhaft,
  • Professionalität wird Privatsache
  • Fließbandberatung
  • Verlust von Fachlichkeit
  • Personalschlüssel zu gering, z.B. Kita
  • Es fehlt Zeit für Fachlichkeit
  • Profistellen reichen gerade mal zur Aufrechterhaltung des Betriebes, die „Arbeit“ wird gar  nicht oder von Nicht-Fachkräften geleistet
  • Beispiel Jugendarbeit, Beispiel Mädchenheim
  • Mehr Klienten, schwierigere Fälle
  • Dinge, die sie selbstverständlich in ihrer Freizeit tun, auf dem Heimweg im Amt vorbeifahren, Telefonate von zu Hause etc., die nicht als Arbeit gelten und nicht bezahlt werden
  • Unprofessionelle Kräfte in der Sozialarbeit
  • Jobber in Jugendeinrichtungen, ABM, 1 Euro
  • Bürgerschaftliches Moment wird gegen Profis ausgespielt

 

Folgende Themen wurden genannt, konnten nicht weiter bearbeitet werden. Es würde aber lohnen, auch das noch zu tun!:

MitarbeiterInnenverschleiß ist hoch
Keine Supervision
Burnout
Kräfte der Mitarbeiterinnen werden einfach verschlissen
So keine gute Arbeit möglich
viele Mitarbeiter die nicht mehr können

Soziale Arbeit als Feuerwehr
Nur Feuerwehrfunktion
Keine Nachhaltigkeit
Keine Prävention
Prävention zeigt keine direkten Effekte und ist  zu teuer
Nachhaltigkeit wird gefährdet, weil  man nicht mehr in die Begleitung, die Ausblendphase, die Unterstützung nach der Intensiven Hilfe investieren will

Wegwerfsozialarbeit
Steckenbleiben im Modellcharakter
Finanzierung nur von begrenzten Projekten
Keine Weiterförderung von Projekten
Immer wieder neue Projekte erfinden, ohne das alte überhaupt prüfen zu können
Auch wenn Projekte gut laufen, keine Fortsetzung
Sozialarbeit immer wieder neu erfinden
So kann sich keine Qualität entwickeln, kann gute Arbeit sich nicht beweisen, Erfahrungen bleiben bruchstückhaft

Wettbewerb
Auslagerung von Bereichen
Der billigste Anbieter bekommt den Zuschlag
Zusammenarbeit scheitert an Konkurrenz

***

 

Das Ergebnis der beiden Arbeitstage kann sich sehen lassen.

Z.B. wurden folgende gute Ideen für MitarbeiterInnen in der Praxis erarbeitet, die versuchen wollen, nicht alles zu schlucken und die für professionelle Arbeit und entsprechende Arbeitsbedingungen kämpfen wollen:

 

Wie kann ich erreichen, dass ich für alles bezahlt werde, was ich aus fachlichen Gründen tue
(und nicht nur für z.B. 30 Stunden, auch wenn ich 40 Stunden arbeite und auch für all die kleinen Arbeiten , die ich in meiner Freizeit für die Arbeit mache oder auf dem Heimweg…)

  • Teaminterne Dokumentation: was wurde getan, was davon wird bezahlt, was nicht?
  • Position einnehmen: „Wenn ich mehr machen soll, gib mir mehr Stunden!“
  • Vor Ort, z.B. gegenüber den Kollegen und auch gegenüber dem Chef, kundtun, dass ich eine Entscheidung für falsch halte und warum

 .

Wie kann ich in meiner Einrichtung zu mehr Personal und Geld kommen?

  • Argumentation entwickeln:
    Welches Personal habe ich, deckt es das Konzept ab, wie weit?
    Was kann mit meinem Personal nicht geleistet werden? Was nicht?
    Personal (Stunden)-Bedarf mit dem Konzept und den Folgen fehlender Anteile begründen,
    Vom Konzept her argumentieren (setzt nicht auf emotionale Einsicht z.b. der Wirtschaftlichen
    Hilfe sondern auf logische Einsicht und ökonomische Argumente),
    Diese Begründung muss im eigenen Kopf stehen und ich brauche sie immer gegenüber den
    Finanzträgern (z.B. JA),
  • Aufzeigen (dokumentieren) wie es abläuft, wenn es nicht oder nicht fachlich gemacht wird (zu wenig Zeit, ABM, 1 Euro),
  • Ergebnisse über Wirkungsforschung kennen und parat haben,
  • Nach Außen darstellen, was nicht geht und warum; (Einrichtungen und Träger wollen immer nur glänzen. Deshalb wird das Problem verdeckt),
  • Andererseits sollte man seine Arbeit positiv darstellen, lieber gute Ergebnisse und nicht immer nur die Misserfolge herausstellen.
  • Mut haben, so was öffentlich zu sagen, auch zu sagen, „Wir würden es anders machen, wenn man uns die Mittel geben würde,“
  •   Langfristige Kosten bei solchen Folgen aufzeigen, vorrechnen. Den Ökonomisierungsgedanken nutzen im Interesse der Fachlichkeit und der Klienten.

.

Wie schaffe ich es, mich nicht als Mädchen für alles verheizen zu lassen?

  • Sich gegen entsprechende Forderungen durchsetzen und konsequent eigene Grenzen durchsetzen,
  • Wenn Mitarbeiter anderer Berufe uns Arbeiten aufhalsen, zu denen sie keine Lust oder Zeit haben, die aber überhaupt nicht zu unserem Aufgabenfeld gehören: Ihnen das deutlich sagen, evtl. informieren und anleiten aber nicht die Aufgabe übernehmen (nicht nach dem Motto handeln: einer muss es ja machen, ach komm, ich mach das schnell mal eben….)
  • Die anderen immer wieder aufklären, darüber, was die Aufgaben deren und was unsere Aufgaben sind (z.B. Ärzten), immer wieder kommunizieren,
  • Bewusst für eine selber klar haben: was sind meine Aufgaben, wo sind meine Grenzen,
  • Burn-out öffentlich diskutieren, aus der individuellen Schicksalsecke rausholen.

 .
Was kann ich tun bei falschen fachlichen Entscheidungen, die aus Kostengründen getroffen werden

  • Mut haben, zu sagen „Wir sind dagegen und zwar aus folgenden (fachlichen) Gründen“,
  • Klienten zum Widerspruch ermutigen

 

Ganz schön für den Anfang, finde ich. Wenn alle das beherzigen, wird es nicht mehr ganz so einfach sein, unsere Professionalität aus dem Fenster hinauszuwerfen.
Darüber hinaus gabs auch viele kreative Ideen für Öffentlichkeitsarbeit und Lobbyarbeit und eine ernsthafte Diskussion um die Frage der Organisiertheit von Sozialarbeitern.

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Bildungsstreik – und wohin wollen wir?

Mit großem Vergnügen verfolge ich den aktuellen Bildungsstreik und stelle fest, dass die Studentenschaft doch nicht so bewegungs-, kritik- und einfallslos ist, wie es in den vergangenen Jahren oft erschien.
Gleichzeitig sehe ich derzeit die große Gefahr, dass der Protest dazu genutzt werden könnte, die neoliberalen Ziele von Bologna nun endlich erst richtig durchzusetzen.

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Seit dem Einstieg in den Bologna-Prozess, d.h. seitdem studiert werden muss im Kontext der neuen, den Bedürfnissen nach Schaffung von mehr, schnell sowie kostengünstig ausgebildetem Humankapitel an unseren Hochschulen, ist der Druck für die Studierenden immer unerträglicher geworden. Verschulung und Reglementierung, Eingespanntsein in ein enges, genau vorgeschriebenes Prozedere von Leistungserbringung und ständigem Zeitdruck macht das Studieren immer schwieriger und oft einfach unmöglich. Die Regelstudienzeiten sind kaum erreichbar,  die Studierenden leiden unter einer unübersichtlichen Fülle an Stoff,  dessen Kenntnis  von ihnen in kleinschrittigen Prüfungen permanent abverlangt wird. Keiner hat mehr Zeit für Seminare, die interessieren, die aber gerade nicht im Plan stehen. Keiner hat mehr Zeit für Projekte und dafür, sich mit Themen eingehend und diskursiv zu befassen. Es wird studiert von der Hand in den Mund, ausschließlich zur Reproduktion für den Schein. Man studiert nur noch, damit man seine Creditpoints abhaken kann usw.
Für viele fehlt nun außerdem die erforderliche Zeit dafür, ihren Unterhalt durch Arbeit zu verdienen. Das Bachelorstudium geht von einem wöchentlichen Zeitaufwand von ca. 60 Stunden aus. Wer kann das? Wie soll das jemand schaffen, der sich seine Brötchen verdienen muss?

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Und wozu das Ganze? Weil eine europäische Vergleichbarkeit und Mobilität für die Studierenden  angestrebt wird? Fakt ist, dass die Auslandsstudienzeiten zurückgegangen sind und die Studienabbrüche deutlich zugenommen haben.

Education is NOT for $AF€ “ ist ein Motto der Studierenden. Sie scheinen allmählich zu begreifen, dass hinter den Hochschulreformen etwas anderes steckt als der Wunsch, mehr Vergleichbarkeit und mehr Internationalität herzustellen. Hier geht es um das alte Lied „billiger aber besser“, „mehr, aber bitte bei gleich bleibenden Kosten“. Es geht darum , soviel Wissen zu generieren, wie unsere Wirtschaft sie verlangt, aber keine überflüssigen Theorien zu thematisieren und schon nicht, kritische und selbständig denkenden Köpfe auszubilden!

Wenn nun den streikenden Studierenden von Seiten der Politik und der Kultusministerkonferenz Zustimmung und Sympathie erklärt wird, so sollten sie genau hinhören:
Seit Tagen höre ich von der politischen Seite den Vorwurf an die Hochschulen, zu der Misere selber beigetragen zu haben, indem sie die Bachelor-Studiengänge mit dem gesamten Inhalt der ehemaligen Diplom-Studiengänge überfrachtet hätten. Und tatsächlich, so ist der Reformprozess verlaufen: Die Hochschulen haben versucht, ihren guten alten Wein in die neuen Schläuche reinzupressen, damit ihr Fach, ihre Wissenschaft nicht in einer verkürzten  Billigvariante gelehrt werden muss. Das hat – genau so auch bei uns – zu einer hoffnungslosen Überfrachtung des Studiums und zu einer Überforderung der Studierenden geführt. Die Hochschulen, die ja klaglos und brav den angeordneten, oder besser verordneten, Reformprozess à la Bologna in die Praxis umgesetzt haben, waren alle bereit, an das vorgepredigte Effizienzcredo  der neoliberalen Gesellschaft „kürzer aber dennoch gut“ zu glauben.
Jetzt kriegen sie dafür eins auf die Finger. Sie haben offenbar nicht kapiert, worum es bei Bologna geht: Wir, d. h. diese Gesellschaft braucht viele und mehr AkademikerInnen, aber es reicht völlig aus, wenn diese auf einem reinen Wissensniveau ausgebildet werden. Menschen, die denken können, die die Grundlagen ihres Handelns und die gesellschaftlichen Bedingungen ihres Handelns kritisch hinterfragen können, sind eher unerwünscht und in größerem Umfang einfach überflüssig. Studierte Menschen sollen  einen  Beruf ausüben können, der qualifizierte Kenntnisse erfordert,  und nicht daran herumdeuteln, ob das, was die Gesellschaft ihnen in diesem Beruf abverlangt, aus ihrer Sicht auch fachlich korrekt sowie ethisch vertretbar ist. Hochschulbildung für jedermann  soll und muss nichts mehr zu tun haben mit Denken, Bildung, Kritik und Selbständigkeit in der Anwendung von wissenschaftlichen Ergebnissen. Eliten soll es natürlich geben. Aber dafür ist nicht jeder geeignet und nicht jeder hat die Knete dafür.eur-studiengebuehren_c_meyhome_pixelio_small.jpg

Wenn wir nicht aufpassen wird der gegenwärtige Studentenprotest auf perfide Weise instrumentalisiert: Wenn die Studenten sich über Überfrachtung, Unstudierbarkeit und Zeitnot beklagen, so kommt das den herrschenden Bildungsvorstellungen vieler Politiker sehr entgegen. Der Protest könnte ihnen den Vorwand bieten, die eigentliche Zielsetzung des Bachelors endlich durchzusetzen nach dem Motto: „Die Entschlackung der Bachelorstudiengänge ist angebracht. Die Studierenden sollen entlastet werden, damit sie wieder studieren können“.
Und was könnte das Fazit sein: Die Billigausgabe der Diplom-Studiengänge wird nun doch durchgesetzt, gegen die Absichten und Hoffnungen der Hochschulen und vielleicht mit dem erschöpften Segen der gebeutelten Studenten.

Entscheidend ist, ob die grundsätzliche Kritik am (Hochschul)-Bildungssystem  sich in der Studentenschaft verankert: Bildung ist mehr als die Abrichtung für die Märkte eines Exportweltmeisters. Bildung ist ein Menschenrecht und die Voraussetzung für eine aufgeklärte, demokratische und selbstkritische Gesellschaft.

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„Mit Hartz IV, da kann man doch endlich mal Erfolge sehen!“

Das ist ein Zitat aus dem nächsten Interview mit einem leibhaftigen Sozialarbeiter, der seit vier Jahren Fallmanager ist.  Eigentlich ist er rundum zufrieden. Allerdings, so meint er, könne diese Arbeit jeder machen. Schließlich braucht man dafür nur einen PC und ein bisschen Menschenverstand. Dazu ist das Examen nicht nötig, aber wozu auch. Er hat sich längst von diesem Negativ-Image der Sozialen Arbeit verabschiedet. Er macht keine windelweichen Sachen mehr und kriecht keinem Klienten mehr irgendwohin. Seine Kunden wissen seine Empathie zu schätzen. Die neuen Saktionierungsmöglichkeiten machen es es endlich wahr: sie tun was er ihnen sagt.

Wer einen anderen Blick auf diese „heile“ Welt der ARGE haben will, kann mal das hier lesen.

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man versucht halt das Beste daraus zu machen….

Zur Zeit betreue ich ein Projekt , in dem sich Studierende an eine qualitative Untersuchung bei PraktikerInnen trauen zu der Frage, wie sich zu Zeiten von Ökonomisierung und aktivierendem Staat ihre Arbeitssituation konkret verändert hat. Man kann auf die Ergebnisse gespannt sein. Die Interviews liegen schon vor, die Auswertung kommt noch.
Was aber jetzt schon deutlich ist:  SozialpädagogInnen, die im Kontext ARGE (in Jobcentern und Beratungsstellen) arbeiten und vor drei Jahren noch unter den beengten thematischen und  methodischen strukturellen sowie ethisch problematischen Vorgaben des Fallmanagements gestöhnt haben und sich fragten, ob diese Tätigkeit wirklich eine sozialpädagogische Tätigkeit sei, die sie vor sich selber verantworten können, haben sich mit ihrer Situation inzwischen arrangiert und abgefunden, ja sie sehen inzwischen echte fachliche Möglichkeiten, wie sie als SozialpädagogInnen für ihre Klientel etwas erreichen können.
Na dann ist ja doch alles in Ordnung?
Frage ist nur: Haben sich die Bedingungen für professionelle und partizipative Arbeit in diesem Bereich und vielleicht auch speziell an der konkreten Arbeitsstelle wirklich zum Positiven entwickelt? Oder haben sich die KollegInnen nur einfach an den gesetzten Rahmen gewöhnt und versuchen nun, irgendwie doch das Beste daraus zu machen?
Ich fürchte, niemand hält drei Jahre lang aus, in dem Bewußtsein zu leben und zu arbeiten, dass an den Grundlagen der eigenen beruflichen Tätigkeit etwas faul ist. Entweder er geht – und wer kann sich das leisten – oder er wird krank. Oder er versucht eben doch aus Stroh Gold zu spinnen.

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Ich frage mich, was man tun kann, damit kritische Studierende, die in der Praxis ankommen, eine Chance haben, sich ihr kritisches Bewusstsein zu erhalten und Wege zu finden, gemeinsam an den Grundlagen solcher  Arbeitsbedingungen zu rütteln?


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